Seit drei Jahren gibt es das Gerücht, der Kinofilm „Justice League“ hätte nach dem Willen des Regisseurs Zack Snyder ganz anders aussehen sollen. Nun bekommt Snyder doch noch die Chance, zu zeigen, was ihm vorschwebte.

Stuttgart - Seit drei Jahren schwirrt ein Gespenst durch Hollywood und die Fanforen im Internet. Zack Snyders Schnittfassung des Superheldenfilms „Justice League“. Mit dem im November 2017 weltweit in die Kinos gekommenen Spektakel wollte das Hollywood-Studio Warner Bros. mit seinem Superheldenstall aus den DC-Comics endlich so erfolgreich werden wie der Rivale Walt Disney mit den Superhelden aus dem Marvel-Universum. Hinter dieser großen Erwartung blieb „Justice League“ ein ganzes Stück zurück. Selbst eingefleischte Fans der Figuren waren eher enttäuscht.

 

Eine Erklärung für die mangelnde Überzeugungskraft des Films war schnell gefunden. Zack Snyder hatte aus dringenden privaten Gründen den Regiestuhl noch vor Ende der Dreharbeiten räumen müssen. Für ihn war Joss Whedon eingesprungen, der aber nicht bloß die fehlenden Szenen zu Ende gedreht hatte. Whedon verwarf damals angeblich vieles von dem, was Snyder ihm hinterlassen hatte, drehte radikal neu und gab dem Film einen ganz anderen Drall. Snyder hatte etwas sehr Düsteres im Sinn gehabt, Whedon wendete „Justice League“, so auch die Aussage vieler aus dem Team, wieder ins Launige und Poppige. Etliche Kritiker maulten, wenn Whedon schon so tief eingegriffen habe, hätte er gleich alles neu drehen müssen. Nun passe vieles nicht zusammen.

Die Gerüchteküche dampft

Früh verlangten die Fans, Warner solle Snyder seine Schnittfassung fürs Heimkino erstellen lassen. Das Studio weigerte sich, es blockte sogar hartnäckig den Vorschlag ab, auf einer Blu-ray-Ausgabe entfallene Snyder-Szenen als Zusatzmaterial zu präsentieren. Nun aber vollzieht es eine totale Kehrtwende. Warner hat einen ersten, sehr düsteren Trailer der Snyder-Fassung veröffentlicht. Und die soll nun nicht etwa als alternativer Film erscheinen, sondern noch viel wuchtiger: als Miniserie von vier mal einer Stunde Länge beim konzerneigenen Streamingdienst HBO max.

Die Gerüchteküche dampft. Hatte Snyder genug Material? Musste er Whedon-Szenen integrieren? Wurde heimlich nachgedreht? Wurden fehlende Passagen ohne Schauspieler im Computer gefertigt? Erst 2021 soll die Miniserie kommen. Ihr Erfolg wird zeigen, ob Hollywood künftig öfter gleich zwei Fassungen eines Blockbusters für unterschiedliche Geschmäcker planen kann.