Humor: Sind Ihnen schon mal diese komischen Steinhaufen auf dem Radweg zwischen Böblingen und Ehningen aufgefallen? Hat sich hier womöglich ein mysteriöser Steinkünstler von den Trulli-Dächern in Apulien inspirieren lassen? Eine kulturbegeisterte Leserin hatte genau das vermutet – und lag damit „echstrem“ daneben.

Böblingen/Ehningen - Wer sich jahrzehntelang in einem Kulturverein engagiert, der entwickelt ein scharfes Auge für die Kunst. Marion Koepf vom Kulturkreis Grafenau sieht sogar dort Kunst, wo eigentlich gar keine ist. Zum Beispiel auf dem Radschnellweg zwischen Ehningen und Böblingen. Dort sind der Böblingerin über die Strecke verteilt 15 merkwürdige Steinhaufen aufgefallen. Die Arrangements erinnerten sie an Mini-Versionen der Trulli von Alborello, schrieb sie in einer Mail an die Kulturredaktion. Die Reporter-Neugierde war geweckt.

 

Schnell geklärt war die erste Frage („Was, bitteschön, sind denn Trulli?“): Ein Trullo (Mehrzahl: Trulli) ist ein Rundhaus mit kegelförmigem Steindach, wie man es unter anderem in Apulien antrifft. Wer Freunde und Bekannte mit seiner sagenhaften Allgemeinbildung beeindrucken will, kann noch erwähnen, dass die Zipfelmützendächer im Jahre 1996 von irgendeiner Trulla (oder einem Trullerich) der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurden. Aber wir schweifen ab.

„Soll sicher Kunst sein ...“

Zurück zur eigentlichen Frage. „Wessen Idee war das wohl?“, wollte Marion Koepf zu den Steinhaufen wissen. „Soll sicher Kunst sein ...“, schickte sie als Vermutung hinterher. Wie sich herausstellt, lag sie damit leider daneben – und zwar ganz echstrem, denn die vermeintlichen Kunstbauten sind in Wahrheit Habitate für Zauneidechsen. „Das sind ökologische Ausgleichsmaßnahmen für den Radschnellweg“, erklärt Marcel Haas auf Nachfrage der Redaktion. Haas ist beim Landratsamt im Dezernat Regionalentwicklung für den Radverkehr zuständig.

Namensvorschläge für Echsen-Hotels

Weil die geschützten Reptilien dort ihren Lebensraum haben, hat der Landkreis entlang der Strecke extra nach Süden ausgerichtete Steinriegel, Sandflächen und Trockenmauern angelegt, die der Zauneidechse als Rückzugsraum und Brutstätte dienen sollen. „Wir nennen sie Echsen-Hotels“, erklärt Haas.

Kein übler Name. Aber wir hätten vielleicht ein paar Alternativvorschläge: Wie wäre es zum Beispiel mit Trulli-Echspress-Hotel? Oder Gasthaus zur Zipfel-Echse? Oder vielleicht Villa Echs-Trullibur? Sorry, manchmal geht einfach der Lurch mit uns durch.

Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der samstäglichen Humorkolumne der Kreiszeitung Böblinger Bote.