Eine Gruppe von selbst ernannten „Antifaschisten“ attackierte die Vorsitzende der linken Bundestagfraktion aus Protest gegen ihre Haltung in der Zuwanderungsfrage. Der Parteitag reagierte entsetzt.

Magdeburg - Schrecksekunde auf dem Bundesparteitag der Linken in Magdeburg: Bundesvorsitzender Bernd Riexinger sprach am Samstagmittag gerade fünf Minuten zu den Delegierten, als eine Gruppe von Störern begann, Flugblätter zu werfen und die Rede mit Zwischenrufen zu stören. Höhepunkt der Aktion: Die selbst ernannten „Antifaschisten“ bewarfen die Vorsitzende der linken Bundestagsfraktion, Sahra Wagenknecht, mit einer braunen Torte. Dietmar Bartsch, ihr Fraktions Co-Vorsitzender, stellte sich schützend vor Wagenknecht und führte die sichtlich geschockte Politikern aus der Halle.

 

Verstanden werden sollte die Aktion offenbar als Protest gegen Wagenknechts Haltung in der Zuwanderungsfrage. Wagenknecht hatte in den zurückliegenden Landtagswahlkämpfen von objektiven Grenzen der Aufnahmefähigkeit gesprochen. Das Flugblatt der Chaoten trug die Überschrift „Torten für Menschenfeinde“. Im Text heißt es: „Ebenso wie die Vertreter der AfD ist Wagenknecht stets darum bemüht, den ,Volkszorn‘ in politische Forderungen zu übersetzen.“ Mit der AfD-Politikern Beatrix von Storch teile sie „nicht nur die Torte im Gesicht“, heißt es in dem Schreiben – ein Hinweis auf einen ähnlichen Angriff auf die AfD-Vizevorsitzende. In dem Bekennerschreiben wurde zudem darauf Bezug genommen, dass Wagenknechts Ehemann Oskar Lafontaine schon früher einmal mit dem Begriff „Fremdarbeiter“ politische Stimmung gemacht habe. Wegen diesem Nachgeben nach rechts sei der Tortenwurf auf Wagenknecht „gerechtfertigt“.

Riexinger musste seine Rede für einige Minuten unterbrechen. Er sagte: „Wir akzeptieren keine Gewalt, schon gar nicht gegen Frauen.“ Der Vorfall erinnert an den Farbbeutel-Anschlag auf Joschka Fischer auf den grünen Bundesparteitag in Bielefeld im Jahre 1999. Die Co-Bundesvorsitzende Katja Kipping nannte den Vorfall „einen Anschlag auf uns alle“. Sie weise „geschlossen zurück, was hier in diesem Wisch steht“, sagte sie mit Bezug auf die Angriffe gegen Wagenknecht in dem Flugblatt, die ebenso wie die gesamte Fraktion jede Asylrechtsverschärfung im Bundestag abgelehnt habe. Dietmar Bartsch, mit Wagenknecht zusammen der Chef der Bundestagsfraktion, nannte die Aktion „asozial“ und „inakzeptabel“: „Das ist nicht links.“

Bei ihrer Rückkehr auf den Parteitag wurde Wagenknecht mit stehenden Ovationen begrüßt. „Ich werde mich von solchen Aktionen nicht unterkriegen lassen“, sagte sie am Rande der Veranstaltung. Schlimmer als die Torte jedoch sei für sie gewesen, auf eine Stufe mit der AfD-Politikerin Beatrix von Storch gestellt worden zu sein.

Eine Debatte gab es am Rande des Parteitags darüber, warum die Beamten des Bundeskriminalamtes, unter deren Schutz Wagenknecht ohnehin schon steht, nicht rechtzeitig einzugreifen in der Lage waren. Im weiteren Verlauf des Parteitags saß ein BKA-Beamter die ganze Zeit neben der Linken-Politikerin.