Ursprünglich hieß es in Zypern, es gebe keine Daten zu Geldtransfers ins Ausland vor der Bankenschließung 2013. Es gibt aber nun eine Liste, die genau solche Transfers dokumentiert. Jetzt steigt die Spannung: Wird die Liste veröffentlicht werden?

Athen - Das zyprische Parlament arbeitet die Bankenkrise vom Frühjahr 2013 auf. Die Abgeordneten müssen nun entscheiden, ob sie verdächtige Geldtransfers aufdecken sollen. Als Zyperns Finanzkrise Mitte März 2013 mit der Schließung der Banken ihren dramatischen Höhepunkt erreichte, ging die Angst um auf der Mittelmeerinsel. Mit jedem Tag, den die Geldinstitute geschlossen blieben, wuchs die Verzweiflung der Menschen: Bricht das Bankensystem zusammen, sind die Ersparnisse verloren?

 

Als am 27. März die Banken endlich wieder öffneten, schlug die Stunde der Wahrheit: Die Laiki-Bank, das zweitgrößte Institut der Insel, wurde in den Konkurs geschickt. Einlagen über 100 000 Euro waren verloren. Bei der Bank of Cyprus wurden Inhaber nicht versicherter Guthaben teilenteignet. Während Hunderttausende Sparer um ihr Geld zitterten und viele ihr Vermögen verloren, dürften sich einige entspannt zurückgelehnt haben. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass es nicht wenigen Bankkunden gelang, trotz geschlossener Banken größere Guthaben ins Ausland zu schaffen.

Hunderttausende Sparer zitterten um ihr Geld

Der Ethikausschuss des zyprischen Parlaments will nun die verdächtigen Geldtransfers durchleuchten. Am vergangenen Freitag schickte die Gouverneurin der zyprischen Zentralbank, Chrystalla Giorkatzi, dem Ausschussvorsitzenden Dimitris Syllouris in einem verschlossenen Umschlag die Überweisungsdaten aus jener Zeit. Das war eine Überraschung, denn frühere Zentralbankchef Panikos Dimitriadis hatte erklärt, es gebe überhaupt keine Daten zu solchen Transfers. Syllouris bewahrt den verschlossenen Umschlag nach eigenen Angaben an einem sicheren Ort auf. Am Dienstag, bei der nächsten Ausschusssitzung, soll er geöffnet werden.

Plötzlich ist doch noch eine Liste aufgetaucht

Jetzt steigt die Spannung: Wer hat damals noch schnell Geld von der Kriseninsel in Sicherheit gebracht? Noch ist nicht entschieden, ob die Liste überhaupt veröffentlicht wird. Ein heikles Thema, zumal es da noch eine zweite Liste gibt. Sie umfasst die Namen von rund 11 000 Privatpersonen und Firmen, die in der Zeit vom Juni 2012, als Zypern erstmals Rettungskredite der EU beantragte, und der Schließung der Banken am 15. März 2013 größere Beträge ins Ausland überwiesen – weil sie ihr Geld in Sicherheit bringen wollten?

Der zyprische Bankenverband warnt vor der Veröffentlichung der Namen. Damit würden Einzelpersonen und Firmen an den Pranger gestellt, die möglicherweise rechtmäßige Überweisungen im Rahmen ihrer normalen Geschäftstätigkeit vorgenommen hätten. Das zerrüttete Vertrauen in den Finanzplatz Zypern werde weiter erschüttert. Juristen warnen, eine Offenlegung verletze Datenschutzbestimmungen.