Es muss ja nicht immer Sportdress sein. Die Running Angels liefen beim 18. StZ-Lauf beflügelt durch die Stuttgarter City.

Stuttgart - Dieses Kratzen an den Armen und diese Hitze unter der Nikolausmütze. Die Erinnerung reicht aus, um die Gesichtszüge entgleisen zu lassen. Polyester! Bei 30 Grad! Nie wieder! Aber man lernt ja aus seinen Fehlern, und dieses Mal fühlten sich Elly Jensen Winkle, Iris Fautz und Manja Winkle um einiges wohler in ihrer Haut. Den Halbmarathon beim 18.Stuttgarter-Zeitung-Lauf sind sie am Sonntag nicht mehr im knallroten Nikolauskostüm gelaufen. So fesch es 2009 auch ausgesehen hat - sportfreundlich war die Wahl der Kleidung nun wirklich nicht.

 

Dieses Mal also kein Polyester, kein Nikolaus auf Sommerurlaub in Stuttgart. Die drei Frauen, die 2011 zum dritten Mal als auffälliger Farbtupfer beim Stuttgarter Halbmarathon starteten, haben sich Hilfe von ganz oben geholt. Die Augenpaare am Streckenrand wurden am Sonntag ganz besonders von dem auffälligen Rückenschmuck angezogen: am StZ-Lauf haben drei Engel teilgenommen und sind fröhlich an den Zuschauern vorbeigelaufen - auf dem Rücken zwei große Daunenflügel. Der ein oder andere hat sie sofort fotografiert, die Running Angels - die rennenden Engel.

Bilder vom Halbmarathon

Um die Aufmerksamkeit geht es den Freundinnen aber nicht in erster Linie. Es geht vor allem um den Spaß. "Der Stuttgarter-Zeitung-Lauf war früher ja schon teilweise ein bisschen verbissen, und wir haben gedacht, das Ganze könnte etwas mehr Gaudi vertragen", sagt Manja Winkle. Die Idee dazu kam sehr spontan: 2008, vier Wochen vor dem StZ-Lauf, beschlossen sie, im Hasenkostüm beim Halbmarathon zu starten. "Das war aus einer lustigen Proseccolaune heraus", sagt die 43-Jährige und lacht. 2009 war das Motto dann etwas winterlicher, und das Stuttgarter Publikum konnte zwischen den vielen auf Tempo bedachten Teilnehmern drei ausmachen, die gemütlicher über den Asphalt trabten.

Zeiten sind nicht wichtig. Nicht an diesem Tag im Jahr. Obwohl jede der drei Frauen am Ende sicherlich nicht als Letzte in die Mercedesstraße einbiegen will. Dass sie sich aus Termingründen nur dreimal vor dem Startschuss zum gemeinsamen Training treffen konnten, bedeutet keinesfalls, dass sie außer Form sind: Alle haben Marathonerfahrung und laufen bis zu viermal pro Woche eine Strecke von 14 Kilometern - das macht fit.

Bilder vom Halbmarathon

"Volles Tempo laufen wir beim StZ-Lauf nie, das wäre mit den Kostümen ja auch etwas beschwerlich", sagt Manja Winkle. "Wir könnten sicher alle unter zwei Stunden laufen, aber wir peilen hier nur zweieinhalb an." Damit lag Manja Winkle knapp daneben: die Running Angels kamen nach 2:16:39 Stunden ins Ziel. "Das war für uns als Trio definitiv Bestzeit", sagte Elly Jensen Winkle. "Und die Leute haben total positiv reagiert, vor allem die Kinder haben immer wieder nach den Engeln gerufen."

Eine Premiere gab es dann doch: dieses Jahr waren mehr als drei verkleidete Personen dabei. "Zwei Freundinnen von uns, Carolin Lechtermann und Gudrun Motzer, sind als Schlachtenbummler am Streckenrand gestanden", sagt Manja Winkle und ergänzt augenzwinkernd: "Jetzt trinken wir erst mal ein Glas Prosecco zusammen, das haben wir uns verdient."

Bilder vom Halbmarathon

Der Lauf steht bei allen im Kalender. Einzig am berühmten "längsten Marathon", dem Medoc in Frankreich, könnten sich Iris Fautz und die Schwägerinnen Winkle noch eine Teilnahme vorstellen. Dort würden sie weniger auffallen: Die Streckenlänge des Medoc beläuft sich zwar auf die herkömmlichen 42,195 Kilometer. Länger ist er, weil alle verkleidet joggen und entsprechend mehr Zeit benötigen.

Direkt nach dem Zieleinlauf gestern in Stuttgart stand für alle fest: nächstes Jahr sind Elly Jensen Winkle, Iris Fautz und Manja Winkle wieder mit dabei. Den Spaß, den ihnen die 21 Kilometer bringen, wollen sie sich nicht entgehen lassen. Vielleicht machen 2012 Piraten die Stuttgarter Innenstadt unsicher? Verraten wird nichts, Ideen gibt es aber genug.

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