Beim 1861-Lauf in Marbach ist auch dank des jungen Konzepts viel Unterhaltung und Spannung geboten worden. Die Sieger fahren einen Doppelsieg für ihren Ort ein.

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Laufveranstaltungen sind für Zuschauer meist ein kurzes Vergnügen: Das Teilnehmerfeld sprintet ein-, zweimal vorbei, dann herrscht die Ruhe nach dem Sturm. Anders beim 1861-Lauf in Marbach, dem Nachfolgemodell des Gassenlaufs. Hier drehen die Teilnehmer zunächst eine Stunde lang auf einem Ein-Kilometer-Kurs ihre Runden, und anschließend messen sich die besten Läuferinnen und Läufer in einem Finallauf. Der Clou: Dann ist die Strecke nur noch 400 Meter kurz – und jede Runde scheidet der letzte aus. Auf Neudeutsch: Last (Wo)Men Standing.

 

Für Zuschauer und Läufer ist dadurch immer Action geboten. Spannung, Zentimeterentscheidungen, häufige Sprints und taktische Finessen, das ist das Konzept. Angereichert wird das dank der Moderatoren Achim Seiter und Andreas Seiberling mit Humor: Sie vergeben spontane Sonderpreise etwa für den besten Wasserbesser-Zielwurf, das schrillste Laufkostüm oder die lautesten Zuschauer. Hier räumte etwa die Familie Braden ab, die mit Vater Sebastian, Mutter Martina und Tochter Paula in den Finals vertreten war – und mit einem Radschlag über die Ziellinie oder beim Finish auch dem „Laufen“ im Handstand unterhielt.

160 Hobbysportler trotzen der Hitze

Am Samstag wurde der 1861-Lauf zum zweiten Mal mit diesem Konzept ausgetragen. Das einzige Problem: Die hohe Temperatur schreckte womöglich manchen Hobbyläufer ab. So gingen auf der Schillerhöhe letztlich 52 Läuferinnen und Läufer an den Start. Immerhin bekamen sie jede Runde eine Abkühlung mit dem Wasserschlauch. Bei den beiden Keim-Brezelläufen über 111 und 400 Meter für jüngere und ältere Kinder waren zudem 108 Sportler am Start. Macht gesamt 160 Teilnehmer. „Die Kinderläufe waren gut besucht, auch viele Eltern waren dabei“, freut sich Heinz Reichert, Vorsitzender des TV Marbach, der den Lauf mit der Stadt organisiert. 1861 ist auch das Gründungsdatum des Vereins. Generell sei es für die Veranstaltung diesmal aber „einfach zu heiß“, so Reichert.

Er zeigte sich unter diesen Umständen trotzdem „sehr zufrieden“ mit der Veranstaltung. Das neue Konzept habe seine Vor- und Nachteile, sei eben Geschmacksache. Auf der einen Seite sei für die Zuschauer kompakt etwas geboten, zum anderen sei das Flair der Holdergassen weggefallen, die nicht mehr durchlaufen werden.

Die Teilnehmer jedenfalls hatten ihren Spaß, viele liefen mit einem Lächeln durch die Zuschauer vor der Stadthalle hindurch. Auch die Sieger: Hanna Schugt und Fabian Kraft, beide aus Steinheim. Als Triathleten wurden sie ihrer Favoritenrolle gerecht und liefen der Konkurrenz davon. „Sie schaut nicht mal nach hinten“, kommentierten die Moderatoren bei Schugt. Und bei Kraft stellten sie ob der Dominanz fest: „Er ist heute gnadenlos.“ Er überrundete im Finale gar die Mitstreiter von Platz 14 bis vier.

„Es ist einfach eine coole Veranstaltung und hat gut in meinen Wettkampfkalender gepasst. Nach dem zweiten Platz im letzten Jahr wollte ich dieses Mal dann schon gewinnen“, sagt der 1999 geborene Kraft, der für den DSW Darmstadt in der ersten Triathlon-Bundesliga startet. Er siegte vor Jeffrey Neethling und David Koeble, die sich einen packenden Zweikampf lieferten.

Lauf auch in Gedenken an Feuerwehrfrau Lena

Bei den Frauen gewann Hanna Schugt vom Murrer Team Silla Hopp vor Julia Leye und Melanie Röger. „Die Steigung war ordentlich anstrengend, aber es hat Spaß gemacht“, sagt die 24-jährige Siegerin. Sie war vergangenes Jahr Zuschauerin, wollte nun diesmal selbst ran. Und holte prompt mit Kraft den Doppelsieg für Steinheim.

Die Stimmung an der Strecke, auch dank der Cheerleader vom Verein TSC Dance-Inspiration Großbottwar-Oberstenfeld, war gut. Teils waren die Gedanken aber auch anderswo: Mehrere Läufer liefen für die jüngst unweit der Schillerhöhe tragisch zu Tode gekommene Feuerwehrfrau Lena, welche die Marbacher Jugendfeuerwehr geleitet hatte. So wählte Kommandant Alex Schroth für seinen Lauf bewusst die Startnummer 349: die Personalnummer der jungen Kameradin bei der Feuerwehr.