Mit Kaffee und Bananen hat vor 35 Jahren alles angefangen. Inzwischen verfügt der Weltladen in Waiblingen, der bis vor knapp zwei Jahren ausschließlich von ehrenamtlichen gestemmt wurde, ein umfangreiches Angebot an fairen Waren.

Waiblingen - Die Wünsche ihrer Stammkunden, die kennen Marta Hartusch und das ehrenamtliche Team des Waiblinger Weltladens aus dem Effeff. „Jetzt brauchen wir Bananen“, ruft Hannelore Hüttebräuker, als ein älterer Herr um die Mittagszeit seinen Einkauftrolley über die Schwelle des Ladens beim Hochwachtturm zieht. Kurz darauf stapelt Hermann Gramer die Früchte feinsäuberlich in seinen Hackenporsche, legt noch eine Packung Reis dazu und erzählt nebenbei, dass er schon seit Jahren regelmäßig im Weltladen einkauft. „Die Bananen schmecken gut, und sie sind ökologisch und sozial sinnvoll angebaut“, sagt der 80-jährige Waiblinger.

 

Kein Ziel: Gewinnmaximierung

Mit Bananen und Kaffee hat vor 35 Jahren alles angefangen. Am 15. Juni 1979 gründete eine Initiative von überparteilichen Waiblinger Bürgern einen kleinen Laden in der Langen Straße. Vieles hat sich seitdem verändert, doch ein wichtiger Grundsatz sei stets gleich geblieben, sagt Marta Hartusch: „Unser Ziel ist nicht die Gewinnmaximierung. Es geht darum, die Kosten zu decken und neue Bestellungen bei unseren Partnern zu machen.“

Marta Hartusch ist die einzige Hauptamtliche im Weltladen, die gebürtige Argentinierin verkörpert gewissermaßen den Aufbruch in eine neue Ära. Denn bis zum Ende des Jahres 2012, mehr als drei Jahrzehnte lang, haben ausschließlich ehrenamtliche Helfer den Laden am Laufen gehalten. Manche Gründungsmitglieder, etwa Marliese Schardt oder Waltraud Künzel, arbeiten noch heute im inzwischen rund 100 Quadratmeter großen Geschäft.

Doch irgendwann war den rund 25 Mitgliedern des Trägervereins klar, dass sie es trotz ihres hohen Engagements auf Dauer nicht mehr alleine schaffen würden, den Weltladen an sechs Tagen pro Woche durchgehend offen zu halten. So gehört der Waiblinger Weltladen mittlerweile wie sein Pendant in Murrhardt zur Weltladen Backnang GmbH. Der Einkauf läuft nun zentral, am Sortiment hat sich einiges geändert, selbst wenn die oberste Maxime immer noch die ist, dass die Produzenten der Waren fair bezahlt werden müssen.

„Wir haben jetzt zum Beispiel eine größere Auswahl an Modeschmuck und Kleidern“, sagt Sigrid Haller – und die luftigen Sommerkleider, die sie aus dem Ständer zieht, entsprechen so gar nicht dem Klischee, das noch in vielen Köpfen vorhanden ist. Nämlich dem, dass Klamotten aus dem Weltladen folkloristisch angehaucht, altbacken und teuer sind.

Kooperation mit den Produzenten

Marta Hartusch präsentiert schicke Strickjäckchen aus feiner Alpakawolle und sagt: „Die kann man auch ins Büro anziehen.“ Eine Gruppe in Bolivien stellt die Strickwaren eigens für den Weltladen her. Sie entstehen in enger Absprache mit dem Weltladen-Team, das die Partner im Ausland in puncto Farben und Schnitte berät.

Die Kooperation mit den Produzenten sei wichtig, betont Marta Hartusch. Doch auch in Waiblingen sucht der Trägerverein die Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel der Volkshochschule. Letztere deckt ihren gesamten Kaffeebedarf mit Bohnen aus dem Waiblinger Weltladen, die längst nicht mehr nur wegen ihrer politisch korrekten Herkunft, sondern auch wegen ihres guten Geschmacks gekauft werden. „Unser ,Waiblinger Kaffee‘ ist ein Renner“, erzählt Marta Hartusch: „Viele Kunden kommen speziell deswegen zu uns.“ Manchmal fährt sogar eine Staatskarosse vor. Denn selbst im Sozialministerium trinkt man fairen Kaffee aus dem Waiblinger Weltladen.

Gutes tun und Mangos essen

Feier
Der Weltladen Waiblingen, Am Hochwachtturm 2, feiert seinen 35. Geburtstag am Samstag, 3., und Sonntag, 4. Mai, mit Musik, Leckereien und einer Modenschau. Letztere findet am Sonntag von 14 Uhr an statt und bietet Männer- und Frauenkleidung. Am Festsamstag ist der Weltladen von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet, am Sonntag von 12.30 bis 17.30 Uhr.