Der US-Amerikaner Tom Stuker ist in seinem Leben schon eine Strecke geflogen, die 48 Reisen zum Mond und zurück entspricht. Ein Flugticket hat er schon lange nicht mehr gekauft. Wie geht das? Und: Was sagt er zu seiner eigenen CO2-Bilanz?

Tom Stuker ist in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt rund 37 Millionen Kilometer geflogen, das entspricht 48 Reisen zum Mond und zurück. Ein schlechtes Gewissen hat der 69-Jährige, der als meistgereister Fluggast der Welt gilt, wegen seiner eigenen CO2-Bilanz aber nicht.

 

„Das Problem sind nicht die Passagiere“, sagt der US-Geschäftsmann. „Der einzige Weg, das Problem zu lösen, ist durch die Fluggesellschaften. Und die Luftfahrtindustrie konzentriert sich 100 Prozent darauf und gibt Millionen von Dollar aus, um ihre Emissionen zu reduzieren.“

Lebenslang gültigen Pass seit 1990

Stukers Liebesgeschichte mit Flugzeugen begann 1990, als er für 290.000 Dollar bei der Fluggesellschaft United Airlines einen lebenslang gültigen Pass kaufte, mit dem er so viel fliegen darf, wie er will. „Es war eine rein geschäftliche Entscheidung“, sagt Stuker heute. Damals expandierte sein Beratungsunternehmen, besonders häufig musste er nach Australien reisen. Da wollte er sich die Kosten für jedes einzelne Flugticket sparen.

Später kaufte er noch einen Partner-Pass hinzu, mit dem er einen Mitreisenden mitnehmen konnte, häufig seine Ehefrau. Der Gesamtpreis für seinen Pass stieg damit auf 510.000 Dollar – und Stuker musste bei der Bank einen Kredit aufnehmen. „Es hat eine halbe Stunde gedauert, dem Bankmitarbeiter alles zu erklären, und er hat mehrfach versucht, es mir auszureden“, erinnert er sich.

Stukers Lieblingsplatz ist 1B

Doch für den Vielflieger hat sich das Angebot sicherlich gelohnt. Er legt nach eigenen Angaben im Schnitt im Jahr 1,6 Millionen Kilometer im Flugzeug zurück, 2019 waren es sogar 2,5 Millionen Kilometer. Meistens sitzt er dabei auf seinem Lieblingsplatz 1B. Stuker schätzt, dass er zusammengerechnet drei seiner 69 Lebensjahre in Flugzeugen oder Flughäfen verbracht hat. Einen Flug hat er nur ein Mal verpasst, als er im Wartebereich einschlief.

Besonders angetan hat es ihm die Verpflegung an Bord. „Was mir beim Fliegen am meisten gefällt ist das Essen“, sagt er. Auf sein Gewicht hat sich das nicht unbedingt positiv ausgewirkt. „Ich muss anfangen, mich bei all dem Essen einzuschränken“, räumt Stuker ein. Während der Corona-Pandemie, als er seine Reisen stark einschränkte, verlor er glatt 30 Kilo.

Die Mitarbeiter von United sind für ihn schon fast Familie geworden. „Es sind die liebsten Menschen der Welt“, sagte Stuker.

Die Sympathien scheinen erwidert zu werden: United Airlines hegt offenbar keinen Groll, dass sie mit dem lebenslang gültigen Pass bei Stuker kein Geschäft gemacht hat - ganz im Gegenteil: Die Fluggesellschaft hat sogar drei Flugzeuge nach ihm benannt.

Doch nicht nur wegen der vielen Flüge lohnt sich der Pass für Stuker: Mit den mehr als 100 Millionen Flugmeilenpunkten, die er im Laufe der Jahre angesammelt hat, leistet er sich Luxus-Hotels und schicke Restaurants. Außerdem hat er viele Geschenkkarten bekommen, die er an Freunde und Verwandte weiterreichen konnte.

Anfeindungen wegen CO2-Fußabdruck

Gleichwohl ist Stuker auch Anfeindungen ausgesetzt, denn Fliegen ist klimaschädlich und Umweltschützern deswegen ein Dorn im Auge. Schätzungen zufolge trägt die Luftfahrt zwischen 2,5 und 3,0 Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß bei. Die Auswirkungen auf die Erderwärmung sind aber wegen einer Reihe von Faktoren - unter anderem dem Ausstoß anderer Gase - deutlich höher.

„Kürzlich hat jemand einen Kommentar gepostet, dass ich und meine ganze Familie an unserem CO2-Fußabdruck sterben sollten“, sagt Stuker. Unter Flugscham leidet der 69-Jährige aber offenbar nicht. Er vertraut auf die Luftfahrtbranche, Lösungen zu finden.

Derweil sind seine Tipps während der Reisezeit im Sommer hoch gefragt. Stuker empfiehlt, nur Handgepäck mitzunehmen, immer angeschnallt zu bleiben und wann immer möglich den ersten Flug des Tages zu einem ausgewählten Ziel zu nehmen. Denn die Frühflüge sind preiswerter und pünktlicher als andere Verbindungen. Deswegen rät der Vielflieger: „Kriegt euren Hintern früh aus dem Bett!“