Klein aber oho: Ein Krankheitserreger aus importierten Zitrusfrüchten macht den Hopfenbauern derzeit massiv zu schaffen. Die deutsche Ernte und damit ein Drittel des weltweiten Ertrags ist dadurch gefährdet.

Die deutsche Hopfenernte, über ein Drittel der weltweiten Produktion, ist durch einen Krankheitserreger aus Zitrusfrüchten gefährdet. Das „Citrus Bark Cracking Viroid“ (CBCVd) sei 2019 überraschend im deutschen Hopfen nachgewiesen worden, sagte Michael Hagemann, Agrarwissenschaftler an der Universität Hohenheim am Montag in Stuttgart. Der Krankheitserreger gelange aus importierten Zitrusfrüchten in die Hopfenpflanzen.

 

Hohe Dunkelziffer

Die bayerische Hallertau, so Hagemann, sei mit rund 17.000 Hektar das weltweit größte Hopfen-Anbaugebiet. Weitere große deutsche Flächen seien bei Tettnang (Bodenseekreis) sowie in den Anbaugebieten Elbe-Saale, Spalt und Bitburg zu finden. In Bayern seien bereits mehr als 110 Hektar Fläche von CBCVd betroffen, und es dürfte eine hohe Dunkelziffer geben. Bei einem Befall sei eine Brache beziehungsweise Fruchtfolge von zwei Jahren dringend angeraten.

Viroide, so Hagemann weiter, besäßen im Gegensatz zu Viren keine Protein-Hülle. Als „Miniatur-Parasiten“ verwendeten sie Proteine ihrer Wirtszelle für ihre eigenen Funktionen und nutzen die Pflanzenzellen, um sich zu vermehren. In Zitrusfrüchte führe CBCVd normalerweise zu keinen Symptomen. Bei wenigen Sorten breche die Rinde auf, daher der Name „bark cracking“. Dies passiere auch bei infizierten Hopfenpflanzen. Vor allem verursache das Viroid eine schleichende Stauchung. „Die Hopfenpflanzen wachsen nur auf fünf bis sechs statt der üblichen acht Meter heran.“ Befallene Pflanzen haben kleinere Dolden und weniger für das Bierbrauen wichtige Bitterstoffe, nach einigen Jahren sterben sie ab.

Zitrusfrüchte sind Gift auf den Hopfenanbaufeldern

Hagemann hat mit seinem Team knapp 400 Proben von Zitrusfrüchten aus Lebensmittelgeschäften in den Hopfenanbaugebieten Deutschlands sowie 50 aus Slowenien untersucht. Rund sechs Prozent der Zitrusfrüchte aus dem Supermarkt enthielten CBCVd. Das Team konnte in den Früchten auch bis zu fünf andere Viroide nachweisen. Daher rät Hagemann: „Bitte beim Spaziergang oder bei der Feldarbeit keine Zitrusfrüchte oder -schalen einfach irgendwo hinwerfen, vor allem nicht in den Hopfenanbaugebieten.“ Auch die Rispen von Weintrauben könnten Schadviroide des Hopfens enthalten. Reste vom Wochenmarkt sollten sachgemäß kompostiert werden, um eine Übertragung auf Hopfen zu vermeiden.

Viroide werden laut Hagemann im Zitrusanbau gezielt als Stauchungsmittel eingesetzt. Befallene Bäume blieben kleiner und seien leichter zu pflegen und zu beernten. Angesichts der ernsten Bedrohung für die Hopfenproduktion plädiert er dringend dafür, diese Viroide künftig nicht mehr einzusetzen. Für Menschen seien die untersuchten Viroide ungefährlich.