Unter den ARD-Eigengewächsen unter den Moderatoren ist kaum jemand so vielversprechend wie Alexander Bommes. Der Moderator ist der Überflieger der ARD. Er gilt als „Allzweckwaffe“. Und er will kein „Grineonkel“ sein.

Stuttgart - Der ARD wird gern vorgeworfen, sie vernachlässige die Nachwuchspflege und engagiere lieber fertige Moderatoren, anstatt eigene Talente zu fördern. Ganz falsch ist das nicht. Die Rückkehrer Jörg Pilawa, Kai Pflaume, Matthias Opdenhövel sind alles Männer, die bei der kommerziellen Konkurrenz groß geworden sind. Natürlich hat die ARD auch diverse Eigengewächse zu bieten, aber kaum jemand ist derzeit so vielversprechend wie Alexander Bommes. Der frühere Handballprofi ist mit 37 Jahren zwar längst nicht mehr im Nachwuchsalter, aber die TV-Laufbahn des gebürtigen Kielers dauert im Grunde auch gerade erst fünf Jahre.

 

Zunächst tummelte er sich als Nachrichtenmoderator und Sportreporter durch verschiedene Regionalsendungen des NDR, seit 2011 moderiert er die Sonntags-„Sportschau“. Spätestens bei den Olympischen Spielen 2012 in London, als er gut gelaunt und amüsant für die ARD die Ereignisse des Tages zusammenfasste, hat Bommes, der in seiner Jugend auch Fußball und Tennis spielte, bewiesen, dass er für höhere Aufgaben taugt. Der Mann sieht gut aus, er ist witzig und schlagfertig, hat eine jugendliche Ausstrahlung und wirkt unverkrampft: Alles Attribute, die die ARD gut brauchen kann, weil böse Zungen ihr gern das Gegenteil nachsagen.

Ganz anders als „Waldis Club“

Entsprechend großartig war die Idee, Bommes zum Hauptmoderator des „Sportschau-Clubs“ zu machen . Mit der Sendung hat er die Nachfolge von Waldemar Hartmann angetreten. Der Unterschied könnte nicht größer sein, zumal „Waldis Club“ zuletzt bloß noch eine selbstgefällige und inhaltlich völlig belanglose Plauderrunde war, in der der Komiker Parodist Matthias Knop nicht bloß seine gelungene Beckenbauer-Persiflage, sondern auch diverse völlig verunglückte andere Promi-Parodien zum Besten geben durfte. Mit der Talkshow pflegt das „Erste“ regelmäßig wichtige Fußballspiele abzurunden.

Wie froh man bei der ARD darüber ist, nach Opdenhövel einen weiteren jungen Moderator mit Charisma zuhaben, zeigt das Spektrum von Bommes’ Einsatzgebiet. Nachrichten, Sport, Quiz, Talk: Der Mann kann offenbar alles und macht auch alles. Im TV-Jargon gibt es dafür die unschöne Bezeichnung „Allzweckwaffe“. Der NDR hat mit „Moderationsmaschine“ einen Begriff für Bommes gefunden, der noch unsympathischer klingt. Auf ihn selbst scheinen solche selbstredend positiv gemeinten Etiketten ohnehin keine Wirkung zu haben, was auch damit zu tun haben könnte, dass es ihn offenbar reizt, das Unerwartete zu tun. Angesichts der väterlichen Anwaltskanzlei schien der Lebenslauf eigentlich klar: erst die Hörner abstoßen, dann Juniorpartner werden, schließlich die Kanzlei übernehmen. Andererseits war der Vater auch für die NDR-Karriere Vorbild: Bommes senior hat am Wochenende gern bei NDR 1 im Hörfunk ausgeholfen. Dass der Sender dem Sohn schon während des Volontariats die Moderation des „Hamburg-Journals“ sowie des „Sportclubs“ anbot, war trotzdem ungewöhnlich.

Rasanter Aufstieg

Und doch war der schwungvolle Einstieg bloß ein Vorgeschmack auf den rasanten Aufstieg, der sich für Bommes in den letzten zwölf Monaten vollzogen hat. Erst Olympia und die Paralympics, dann mit „Gefragt – Gejagt“ die Premiere als Moderator eines Unterhaltungsformats, seit Januar auch noch die „NDR Quizshow“, wo er in die Fußstapfen von Carlo von Tiedemann trat: Der Mann ist beinahe omnipräsent. Aber da er diese Präsenz so geschickt verteilt, nutzt sie nicht ab. Die Bezeichnung „Allzweckwaffe“ mag er trotzdem nicht: weil der Begriff unterm Strich Profillosigkeit bedeute; und davon kann bei ihm wahrlich keine Rede sein. Auch wenn ihm Kollegen eine gewisse Neigung zur Albernheit nachsagen: „Ich bin nicht der ewig durch die Welt lächelnde Grinseonkel“, versichert er. Außerdem sei er „ein Fan des Mannschaftssports in allen Lebensbereichen“, und auch das bestätigen die Menschen aus seiner beruflichen Umgebung, die dem Moderator „Teamgeist und Fairness“ attestieren. Als größtes Kompliment empfindet Bommes jedoch eine Einschätzung von Freunden und Familie: „Alexander wirkt im Fernsehen so, wie er sonst auch ist.“

Bis auf ein paar Eigenschaften, die sich Bommes vor laufender Kamera verkneift: Er stuft sich selbst als „ungeduldig, ehrgeizig und unglaublich anspruchsvoll“ ein; entsprechend hoch sind seine Erwartungen, nicht nur an sich selbst, sondern auch an andere. Dieses Anspruchsdenken hat ihn während seiner aktiven Zeit irgendwann erkennen lassen, dass es für den ganz großen Wurf wohl doch nicht reichen würde. Der Leidenschaft für den Handball blieb er naturgemäß auch als Sportreporter beim NDR treu.

Nach wie vor fit

Dennoch dauerte es eine Weile, bis sich Bommes dazu durchringen konnte, den Berufswechsel nicht als Niederlage zu betrachten. Damit dürfte er spätestens seit seiner kometenhaften Karriere in den letzten zwei Jahren kein Problem mehr haben. Und auch wenn sich der aktive Sport mittlerweile aufs Joggen reduziert: Der Mann wirkt nach wie vor ziemlich fit. Das ist bei seinem vollen Terminkalender auch nötig.