In Leonberg und Umgebung haben Dauerregen und Sturm am Wochenende lediglich kleinere Schäden verursacht. Der Hochwasserschutz, der in den vergangenen Jahren vielerorts eingerichtet wurde, zeigt Wirkung.

Altkreis - Glimpflich davongekommen – so bewertet der Leonberger Feuerwehrchef Wolfgang Zimmermann die Lage im Stadtgebiet angesichts der Unwetter, die in anderen Landesteilen niedergegangen sind. Lediglich vier Mal musste die Wehr am Sonntag ausrücken.

 

Etwas ungewöhnlicher war der Einsatz am Montag gegen 2.30 Uhr. In der Feuerbacher Straße hatte der Starkregen Betonziegel aus der Fachwerkfassade der Scheune beim ehemaligen Gasthaus „Sonne“ gelöst. Die stürzten auf die Straße. Der städtische Bauhof sperrte das betroffene Areal vorsorglich ab, bis ein Sachverständiger das Mauerwerk unter die Lupe nimmt. Der Gehsteig bleibt vorerst gesperrt.

Dieses weitere Nadelöhr nur wenige Meter nach der Baustelle in der Grabenstraße behinderte den Verkehr am Montag erheblich. Ansonsten hat vieles gegriffen, was in den vergangenen Jahren zum Hochwasserschutz unternommen worden war.

So war am Montag das große Regenrückhaltebecken „Oberes Glemstal“ an der Autobahnausfahrt Leonberg-Ost mit gestautem Regenwasser gefüllt – sehr zur Freude einer ganzen Schar von Wildenten.

Nicht weniger freuen sich die Eltinger, denn das Bauwerk hat sie wieder vor nassen Füßen bewahrt. „Starke Regen machen den Schutz vor Hochwasser auch an solch kleinen Gewässern wie der Glems notwendig“, betont Manfred Schmickl immer wieder. Als Leiter der Stadtentwässerung ist er zuständig für das Regenrückhaltebecken.

Bis auf einige Grasflächen im Gebiet Riedwiesen, auf denen sich traditionell Wasser staut, war am Montag in Eltingen entlang der Glems kein Hochwasser zu sehen – ausgenommen in den Schuhen einer Gruppe von Kindern aus der Kita Ezach, die auf ihrem Spaziergang ausgiebig die Tiefe jeder Pfütze am Wegrand testeten.

Im Höfinger Täle war gab es Schäden

Dass sie nicht immer das brave Bächlein ist, hat die Glems im Höfinger Täle gezeigt. Dort hat der Bach vieles, was in den vergangenen Monaten im Bereich der ehemaligen Kläranlage Felsensägmühle von Bauarbeitern gestaltet wurde, weggerissen und unterspült. Hier wird gerade das Gelände der einstigen Kläranlage renaturiert, ebenso der Mühlkanal, der Wasser zur Stromturbine in der Mühle führt.

Zuständig dafür ist das Regierungspräsidium Stuttgart. Das Projekt gilt als Ausgleich für den Flächenverbrauch zugunsten des sechsspurigen Ausbaus der A 8 bis 2008.

Auch die ausgedehnten Glemsauen bachabwärts der Scheffelmühle sind ihrer Funktion als Wasserspeicher gerecht geworden. Bei Hochwasser kann die Glems hier über die Ufer treten und fließt dann langsamer ab. Das kommt wenige hundert Meter weiter dem TSV Höfingen zugute. Dort waren bei Hochwasser die Sportanlagen häufig überflutet. Wirkung zeigen zudem die Hochwasserpumpen, die der Verein jüngst zum Schutz seines Geländes installiert hat.

„Keine Schäden durch den Starkregen“ meldet auch der Rutesheimer Erste Beigeordnete Martin Killinger. Die Mitarbeiter der Kläranlage haben zwar 55 Liter Regen an Wochenende gemessen, aber die Niederschläge waren so verteilt gewesen, dass das Wasser keine Schäden anrichten konnte. Selbst im 70 000 Kubikmeter fassenden Regenrückhaltebecken, das 2012 am Eisengriffbach in Betrieb ging, musste kein Wasser aufgestaut werden.

Im Enzkreis und Renningen war es ruhig

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Mönsheim, Friolzheim, Wimsheim und Heimsheim. In Mönsheim war die Feuerwehr gar nicht im Einsatz, laut Verwaltung gab es nicht einmal Meldungen über vollgelaufene Keller. Das viele Wasser „wird erst problematisch, wenn es innerhalb kürzester Zeit runterkommt“, erläutert der Wimsheimer Bürgermeister Mario Weisbrich.

Selbst in Renningen, das oft mit Hochwasser zu kämpfen hatte, gab es außer einem vollgelaufenen Keller keine Einsätze. „Seit 2014 wurde hier auch viel investiert, der Ort ist mittlerweile besser gerüstet“, erklärt der Feuerwehrkommandant Erhard Mohr.

Hartmut Marx, der Leiter des Fachbereichs Planen-Technik-Bauen im Rathaus, kann das nur bestätigen: „In Malmsheim gab es vorher zwei oder drei Stellen, die immer zu einem Rückstau geführt haben. Die Renaturierung hat sich dort bewährt.“

Das jüngste Renaturierungsprojekt am Rankbach wurde im Winter umgesetzt. Im Bereich zwischen Calwer Straße und Auenweg wurde das Gewässer verbreitert und bekam zusätzliche Kurven. Veranschlagt waren 600 000 Euro, die Abrechnung ist allerdings noch nicht erfolgt.

Ganz spurlos ist der Starkregen an Renningen aber nicht vorübergegangen: Die Radwegunterführung am Klärwerk, die 2015 gebaut wurde, ist überflutet und nicht benutzbar. Eine Ampelanlage regelt die Umleitung. „Die Unterführung verläuft direkt neben dem Bach, dort kann so etwas immer wieder mal passieren“, sagt Marx.

Entsprechende Sicherheitsvorkehrungen musste auch Weil der Stadt treffen: Wegen Überflutungen ließ das Ordnungsamt die Holzbrücke Richtung Schafhausen am Meisenbachweiher sperren und vorsichtshalber ebenso den Fahrradweg Richtung Merklingen rechts der Würm.