Der Soziologe Andreas Reckwitz kümmert sich um etwas, das in der deutschen Gesellschaft überdeutlich da ist und dynamisch bleibt: Klassenunterschiede

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Angesichts von Niedergangsdiagnosen und Dystopien behilft sich der öffentliche Diskurs immer gern mit dem „Strohhalm der Nostalgie“, wie der Soziologe Andreas Reckwitz, der in Frankfurt/Oder lehrt, sagt – gerade wieder sehr deutlich in seinem neuen Buch „Das Ende der Illusionen. Politik, Ökonomie und Kultur in der Spätmoderne“. Während rechte Nostalgiker konservative Moral und „vermeintliche kulturelle Homogenität“ retrospektiv priesen, sehnten sich Teile der Linken mitunter nach dem Wohlfahrtsstaat der alten Industriegesellschaft zurück. Volksparteien und die ehemals breite Mittelschicht hingegen sind derweil im Begriff, Erscheinungsformen von gestern zu werden, beziehungsweise erleben in jeweils ausgedünnter Form einen erheblichen Transformationsprozess, wie Reckwitz feststellt.