Stuttgart ist eine reiche Stadt – trotzdem können sich viele Menschen keine Wohnung leisten und leben auf der Straße. Wer genau hinschaut, sieht die Armut. Siebtklässler des Schickhardt-Gymnasiums haben genau hingeschaut.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Schwester Margret kennt die dunklen Seiten einer auf den ersten Blick wohlhabenden Stadt seit Jahrzehnten – und leidet mit. Seit 1987 leistet die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes in Stuttgart aktive Hilfe gegen die Not von Obdachlosen und Alkoholsüchtigen, weshalb sie manchmal als „Mutter Teresa von Stuttgart“ bezeichnet wird.

 

Nach ihrer Schulzeit hatte Margret Ebe einige Jahre als Hauswirtschaftsmeisterin und Dorfhelferin gearbeitet, ehe sie 1978 der Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Sießen in Saulgau beigetreten ist. 1987 wurde sie als Ordensschwester nach Stuttgart in die Caritas-Tagesstätte an der Olgastraße geschickt. Was dort als kleine Frühstücksstube begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einer Tageseinrichtung mit Sozialarbeitern entwickelt. 1994 hat Schwester Margret zusätzlich die Franziskanerstube eingerichtet, die zu einem wichtigen Ort der Hilfe geworden ist.

Als jetzt zwölf- bis 13-jährige Schülerinnen und Schüler des Schickhardt-Gymnasiums vor ihrer Tür standen und 150 Tüten voller selbst gebackener Gutsle mitbrachten, hat sie sich sehr gefreut, berichtet Schwester Margret: „Damit habe ich gar nicht gerechnet.“ Das Gebäck ist für Obdachlose bestimmt, das sie nun sehr gern verteilen wird.

„Es ist wichtig, dass man Kinder auf Armut und Not aufmerksam macht“

Für den Adventsbasar von Eltern, Schülern und Lehrern hat die Schulgemeinschaft den Aufruf gestartet, Weihnachtsplätzchen zu backen. Zu einem Teil wurden die Zimtsterne, Ausstecherle und Co. verkauft (der Erlös geht zu 100 Prozent an den Verein Arche Stuttgart, der Kinder aus benachteiligten Familien hilft), zum anderen Teil ist daraus eine Lieferung an die Franziskusstube geworden. Mit Schulleiter Ralph Nigl haben Vertreter der Schule Schwester Margret besucht und mit Obdachlosen gesprochen, um Einblicke in deren Welt zu erhalten.

Die Leiterin der Franziskusstuben hält es für wichtig, „dass man Kinder auf Armut und Not aufmerksam macht“. Wem es besser geht, sollte auch an diejenigen denken, denen es nicht so gut geht und die im Leben nicht so viel Glück hatten. Soziales Engagement, das in jungen Jahren beginnt, kann ein Leben prägen. Die Schülerinnen und Schüler mit den Gustle-Tüten waren mit Eifer dabei.