Das Projekt Herzküche kocht seit anderthalb Jahren für Obdachlose. Jetzt will die Initiative ihr Angebot verdoppeln und sucht dafür Unterstützer.

Brot, Bier und Büchsenwurst“, so beschreibt Ute Wolfangel die Selbstversorgungs-Gewohnheiten von vielen Obdachlosen, sofern nicht gerade Asylbewerber aus Afrika für sie kochen, mit denen gemeinsam sie in Container-Unterkünften in Weil der Stadt untergebracht sind. Weil die Gastfreundschaft der Afrikaner nicht überstrapaziert werden soll und die Vorsitzende des AK Asyl dennoch gewährleisten will, „dass die Obdachlosen einmal in der Woche gesundes Essen bekommen“, betreibt sie gemeinsam mit zwei Köchen und einer Ausfahrerin das Projekt Herzküche.

 

Krautwickel oder Chili con Carne

Im Juli 2021 wurde das Projekt ins Leben gerufen, das folgendermaßen funktioniert: Nach Ladenschluss holen die ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht verkaufte Waren bei der Tafel ab. Hähnchen oder Rindfleisch, Reis oder Nudeln werden bei Bedarf dazugekauft, anschließend bereiten die Köche Hähnchenkeule mit Reis, Chili con Carne oder auch mal Krautwickel für derzeit zehn Personen ohne festen Wohnsitz zu.

Die Ausfahrerin liefert die in Schalen verpackten Mahlzeiten schließlich donnerstagabends an die Bedürftigen in den Unterkünften aus. Die Obdachlosen würden sich über das leckere kostenlose Essen freuen, sagt Ute Wolfangel – und darüber, dass sie jemand wahrnehme, was sie oft nicht mehr gewohnt seien: „Es gibt einen Teil der Gesellschaft, der sich aufgegeben hat.“

Neue Köche sind willkommen

Das Projekt Herzküche, das die privaten Küchen der Köche benutzt, arbeitet rein spendenfinanziert. Mal gebe jemand 500 Euro, mal auch 1000 Euro wie zuletzt der Lions Club Johannes Kepler – das ermögliche dann die Essensverteilung für ein halbes Jahr. Aber eigentlich möchte Ute Wolfangel zwei mal wöchentlich liefern, dienstags und donnerstags, aus gesundheitlichen Gründen hält sie das eigentlich für geboten.

Weil die Herzküche für eine Mahlzeit mit Obst etwa 4,50 Euro plus Fahrkosten aufbringen muss, sucht Ute Wolfangel jetzt nach neuen Unterstützern. Lebensmittelspenden wären auch gut, sagt sie. Wenn jemand erwäge, einen Sack Kartoffeln oder Reis vorbeizubringen, könne er über die E-Mail-Adresse info@ak-asyl-wds.de Kontakt mit der Herzküche aufnehmen. „Wenn wir von Supermärkten direkt Essen kriegen würden, wäre das auch gut“, sagt Ute Wolfangel. Und falls jemand Lust habe, mitzukochen, einen „Topf Kartoffelsuppe“ beispielsweise – auch der sei willkommen.

Der Weg zurück ist schwierig

Der Weg in die Überschuldung, die manchmal in die Obdachlosigkeit führt, sei mitunter die Folge von Krankheit oder von privaten oder beruflichen Tragödien. Der Weg zurück sei für die Betroffenen schwierig. „Unsere Mission ist es gar nicht, die Leute zu motivieren, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen“, sagt Ute Wolfangel. Aber zweimal wöchentlich ein „gesundes Essen“ – das möchte sie den Menschen ohne festen Wohnsitz ermöglichen.