Der neueste Ableger aus der Reihe „Assassin’s Creed“ heißt „Mirage“ und ist deutlich schlanker und fokussierter geraten als sein Vorgänger „Valhalla“. Warum das Spiel dadurch umso besser geworden ist.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Die Schattenkämpfer sind wieder da. Assassinen, ausgebildet in der Kunst des Schleichens, Horchens und heimlichen Tötens, sind für die Sache ihres Ordens unterwegs und enttarnen Verschwörungen. Das ist im Kern die Idee der Spielereihe Assassin’s Creed, die seit 2007 mit großem Erfolg besteht, und der neueste Ableger „Mirage“, der am 5. Oktober erscheint, bildet keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil: Anders als die beiden vorangegangenen Teile „Odyssey“ und „Valhalla“ fokussiert sich „Mirage“ deutlicher auf das Spielprinzip „Schleichen und Meucheln“ und ist insgesamt deutlicher schlanker geraten.

 

Das liegt daran, dass „Mirage“ wohl ursprünglich einmal als Erweiterung von „Assassin’s Creed Valhalla“ gedacht gewesen war. Wir erinnern uns: In Valhalla spielten wir den Wikinger Eivor, den es im 9. Jahrhundert an die Küste Englands verschlägt, wo er – tja, jede Menge zu tun hat: Die Wikingersiedlung errichten und ausbauen, Klöster und Siedlungen erobern und ausrauben, Schätze finden, Verschwörungen aufdecken, Wikinger als Söldner einsetzen, Fertigkeiten weiterentwickeln und zahllose kleine Nebenmissionen, so genannte „World Events“, sowie diverse Mini-Games absolvieren.

„Mirage“ erzählt das Schicksal des Verborgenen Basim

Klingt nach viel Arbeit? Das war es auch. In den AC-Teilen „Odyssey“ und „Valhalla“ etablierte Ubisoft riesige offene Welten, in denen die Spieler das Ursprungsprinzip „Schleichen und Meucheln“ gelegentlich suchen mussten – zumal in „Valhalla“ die Möglichkeit bestand, mit wirbelnden Äxten und brachialer Gewalt Klöster und andere Ansiedlungen zu erobern.

Davon ist in „Mirage“ nicht mehr viel zu finden. Die Spieler entdecken hier mit dem mittelalterlichen Bagdad eine respektabel große, aber nicht zu große Welt, in der es im Wesentlichen darum geht, eine Verschwörung aufzudecken. Erzählt wird die Geschichte entlang des Schicksals des Assassinen Basim, den wir bereits aus „Valhalla“ kennen, wo er, so viel sei verraten, ein letztlich gebrochener Charakter war. In „Mirage“ beginnt Basim als kleiner Strauchdieb und arbeitet sich im Orden der Verborgenen allmählich hoch.

Die Spielmechanik ist schlank und flüssig programmiert

Dazu sammelt der Spieler als Basim Fertigkeitspunkte, Geld und diverse Rohstoffe, mit denen er Waffen, Ausrüstung und Rüstungen modifizieren kann. Die Möglichkeiten dazu sind allerdings begrenzt und laden nicht dazu ein, sich in Details zu verlieren. Auch das Kampfsystem ist schlicht und beschränkt sich im Prinzip auf jeweils zwei Attacken und Ausweichmanöver. Heimliche Attacken gelingen leicht, im Grunde muss der Spieler nur eine Taste drücken, wenn die Möglichkeit dazu angeboten wird.

Besonders viel Spaß machen in diesem Teil die Taschendiebstähle, die falsch ausgeführt dazu führen können, dass Basim entdeckt wird und er dann schlimmstenfalls gleich mehrere Schergen des Kalifen auf den Fersen hat. Da gilt es, so schnell wie möglich eine Mauer oder ein Gebüsch zwischen sich und die Verfolger zu bringen. Führt sich Basim in der Öffentlichkeit gar zu gewalttätig auf, erhöht sich der Fahndungslevel, was das Fortkommen in Bagdad spürbar erschwert.

Vorhandene Bugs sollen ausgebessert werden

Die Spielwelt, die im Wesentlichen aus der Stadt Bagdad zur Zeit des abbasidischen Kalifats besteht, ist hübsch geraten und wartet mit vielen Details auf, gerät aber zwangsläufig etwas eintönig. Hier macht sich wohl bemerkbar, dass „Mirage“ ursprünglich eine Erweiterung von „Valhalla“ sein sollte.

Die Steuerung geht flüssig vom Controller, auch wenn Basim dazu neigt, sich ein bisschen zu verrennen und an manchen Ecken Bagdads hängen zu bleiben. In der Vollversion (Playstation 4) wenige Tage vor der Veröffentlichung fielen gleich eine ganze Reihe von Clipping-Fehlern auf. Ubisoft hat aber bereits angekündigt, darauf und auf andere Bugs zeitnah mit Patches reagieren. Ernsthaft gestört haben sie den Spielfluss aber nicht.

Fazit: Bitte mehr davon

Wer erinnert sich an die Hatz nach den fliegenden Notenblättern in „Assassin’s Creed Black Flag“, mit denen Lieder freigeschaltet wurden, die dann von den Piraten auf hoher See gesungen wurden? Auch in „Valhalla“ gab es diese Seemannslieder, die von den Wikingern angestimmt wurden, wenn es über die Flüsse und an den Küsten Englands entlang ging. Für viele zählten diese Sammelobjekte zu den Tiefpunkten der Player-Beschäftigung in „Assassin’s Creed“.

„Assassin’s Creed Mirage“ ist ein kleiner, aber feiner Ableger der Reihe, der nicht mit einer riesigen offenen Spielwelt und zahllosen Sammelobjekten einschüchtert, sondern auch gestartet werden kann, ohne dass gleich erst einmal eine halbe Stunde vergeht, bevor Basim den Startpunkt einer Mission erreicht hat. Nach Schwergewichten wie „Valhalla“ und „Odyssey“ tut das durchaus gut. Im Grunde könnte sich Ubisoft angewöhnen, neben den Hauptspielen alle paar Jahre auch einmal einen leicht gewichtigen Spin-off auf die Reise zu schicken. Bei Far Cry 3 hat das ja vor vielen Jahren mit „Far Cry Blood Dragon“ auch sehr gut funktioniert.

Assassin’ Creed Mirage erscheint am 5. Oktober auf allen wichtigen Plattformen und kostet in der Standardversion knapp 50 Euro.