Im vergangenen Jahr wollte sich die Nasa noch aus dem internationalen Projekt Sofia verabschieden. Jetzt haben die Forscher, die mit der fliegenden Sternwarte an Bord einer Boeing arbeiten, eine erste Entdeckung gefeiert: Sie beobachteten, wie der Staub, der nach dem Tod von Sternen entsteht, zur Geburt erdähnlicher Planeten führt.

Stuttgart - Planeten wie die Erde entstehen dort, wo große Staubwolken sich zusammenballen. Schon lange wissen die Astronomen, dass große Mengen Staub entstehen, wenn ein Stern als Supernova explodiert und dabei Schockwellen in seine Umgebung schickt. In diesen Schockwellen können Wolken ruß- und sandartiger Partikel entstehen. Doch ob daraus dann auch das Urmaterial für neue Planeten wird, war bisher unklar. Denn irgendwann stoßen die Schockwellen auf interstellare Materie in der Umgebung. Dann gibt es einen Rückstoß, eine zweite Schockwelle in umgekehrter Richtung. Niemand hatte bisher klären können, ob der entstandene Staub diesen Rückstoß überlebt. Der interstellare Staub verstellt den Blick von der Erde aus.

 

Das gilt jedoch nicht für das Stratosphärenobservatorium für Infrarotastronomie, kurz Sofia, ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Nasa, dessen wissenschaftlicher Betrieb in Deutschland das Deutsche Sofia-Institut (DSI) der Universität Stuttgart koordiniert. Infrarotstrahlung dringt durch Staubwolken hindurch. Sofia fängt Infrarotstrahlung aus dem All bei Flügen hoch in der Stratosphäre ein, wo sie nicht von der Feuchtigkeit der Erdatmosphäre verschluckt wird.

Stolz auf den ersten Erfolg

Nachdem die Boeing 747SP, in der das Observatorium installiert ist, eben generalüberholt worden ist, hat Sofia in seiner ersten Messkampagne detaillierte Infrarotbilder des Supernova-Überrestes Sagittarius A East (SNR Sgr A East) aufgenommen. Die Supernova sei vor 10 000 Jahren explodiert und habe damals genug Material für 7000 Erden produziert, zitiert das DSI Ryan Lau von der Cornell University in Ithaca. Gemessen wurde mit einem Instrument namens Faint Object Infrared Camera for the Sofia Telescope (FORCAST). Ryan Laus Resümee der Beobachtungen, die auch in dem Fachmagazin „Science“ veröffentlicht sind: „Den Ansturm an Schockwellen, der auf die Supernova-Explosion gefolgt ist, hat der Staub tatsächlich überlebt. Nun vermengt er sich mit dem interstellaren Medium und wird somit zum Bestandteil des ,Saatmaterials’, aus dem neue Sterne und Planeten entstehen.“ Wahrscheinlich entstehe „der größte Anteil des Staubes, der in entfernten, jungen Galaxien beobachtet wird, durch Supernova-Explosionen früher, massereicher Sterne“, erklärt das DSI.

Nachdem die Nasa noch im vergangenen Jahr darüber nachgedacht hatte, ihren 80-Prozent-Anteil an Sofia zu streichen, sind die Wissenschaftler jetzt stolz auf ihren Erfolg. Die Entdeckung sei „ein Aushängeschild für das Sofia Observatorium“, zitiert das DSI Pamela Marcum, Projekt-Wissenschaftlerin von Sofia am Ames Research Center in Moffett Field, Kalifornien.