Der US-Präsident zerstört in wenigen Minuten, was in jahrelangen Verhandlungen erreicht wurde. Die Aufkündigung des Atomdeals stärkt die Hardliner im Iran, kommentiert Karl Doemens.

Washington - Zweieinhalb Jahre diplomatisches Ringen hat es gekostet, den Iran von der Entwicklung der Atombombe abzubringen. Donald Trump brauchte am Dienstag gerade elf Minuten, um das historische Abkommen von 2015 in Trümmer zu sprengen. Auch wenn bis zum tatsächlichen Wiederaufleben der Sanktionen noch Zeit vergehen dürfte und Details zunächst unklar blieben, darf man sich über die fatale Wirkung der Entscheidung keine Illusionen machen: Die religiösen Hardliner im Iran werden gestärkt, die westliche Allianz wird einer Zerreißprobe ausgesetzt und ein neuer Großkonflikt befeuert.

 

Trump lässt Partner wie Deppen aussehen

Trump hat die mahnenden deutschen, französischen und britischen Regierungschefs wie Deppen aussehen lassen. Dem Wüterich im Weißen Haus geht es vor allem um die innenpolitische Wirkung: Mit dem Atom-Abkommen zerstört er das wichtigste Erbe seines Vorgängers Barack Obama. Sich selbst will er als harten Hund darstellen. Bei dieser zynischen Inszenierung interessiert weder, dass der Iran das Abkommen eingehalten hat, noch, dass die Überwachung der nuklearen Aktivitäten Teherans ohne Vertrag fast unmöglich wird und Verhandlungen über andere Themen mit dem Mullah-Regime nun chancenlos erscheinen. Trump hat keinen Plan. Er will den Showdown – notfalls auch militärisch. Das ist brandgefährlich.