Auf den Straßen der kasachischen Stadt Schymkent hat sie sich mit Jungs zum Breakdance getroffen, in Geislingen ist sie zur Tanzpädagogin gereift. Jetzt will die 22-jährige Afina Feodossiadi Deutschlands Supertanzstar werden.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Geislingen - Eine junge grazile Dame tanzt zur besten Sendezeit auf den Mauern der Burg Helfenstein. Eine bessere Werbung könnte sich das Geislinger Stadtmarketing eigentlich gar nicht ausdenken. Am Donnerstag, irgendwann nach 20.15 Uhr, flimmert diese Szene in einem kurzen Trailer kostenlos beim Fernsehsender ProSieben über die Bildschirme. Dann läuft die zweite Vorausscheidung von „Got to Dance“. Die Tanz-Casting-Show, die gerade in ihre dritte Staffel gestartet ist und als „Deutschland sucht den Superstar“ des Showtanzsports gilt, dürfte die Stadt der fünf Täler vor allem bei den 14- bis 39-Jährigen bundesweit besser bekannt machen. Das ist die „Relevanzzielgruppe“ des privaten Fernsehsenders.

 

Afina Feodossiadi heißt die bisher noch unbekannte Tänzerin auf Geislingens Ruinen. „Tanzen ist mein Leben“, bekennt die 22-Jährige, die seit vier Jahren zusammen mit ihrem Freund in Geislingen wohnt, ursprünglich aber aus Kasachstan stammt. Dort in Schymkent, der drittgrößten Stadt des zentralasiatischen Landes, dachte sie allerdings noch, dass Tanzen vor allen Dingen Breakdance bedeutet. Das tat sie auf der Straße, in der Schule und im Verein. „Wir waren elf Leute, zehn Jungs und ich das einzige Mädchen.“ Prompt sei sie beim ersten großen Auftritt der Gruppe in einem Park der 700 000-Einwohner-Stadt ganz nach vorne geschickt worden. Mit Grausen denkt sie an diesen Auftritt. „Ich habe es total verkackt.“

Schwerer Neuanfang

Erst vor fünf Jahren siedelte Afina nach Deutschland über. Nach dem Tod des griechischstämmigen Vaters hatte die deutschstämmige Mutter beschlossen, zusammen mit Afinas Oma, Tante und Cousine ins Land der Vorfahren zurückzukehren. Zunächst ging es nach Calw, wo noch die Uroma lebte. Es folgte ein schwerer Neubeginn. Afina musste Deutsch lernen. Doch dann schloss sie sich an ihrer neuen Schule einer Tanzgruppe an, und plötzlich waren die mangelnden Sprachkenntnisse einmal kein Problem. „Wer tanzt, braucht nicht zu reden“, sagt Afina.

Deutsch hat sie inzwischen bestens gelernt und dabei das Tanzen zu ihrem Beruf gemacht. Nach dem Schulabschluss besuchte sie drei Jahre die Tanzakademie des zweifachen Weltmeisters Sven Weller in Winnenden, ließ sich zur Tanzpädagogin ausbilden und lernte dabei auch ihr bis dahin unbekannte Tanzstile wie Ballet, Jazz und Modern Dance kennen. Von ihren Breakdance-Erfahrungen profitiere sie aber immer noch, ist sie überzeugt. „Ich kann gut springen“, sagt Afina.

Und was sagt die Jury?

Ob dies auch die Jury-Chefin Palina Rojinski, ihres Zeichens zweimalige Deutsche Meisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik, sowie ihre beiden Kompagnons, den schwedischen Musicalstar Anton Zetterholm und den US-Choreografen Marvin A. Smith bei „Got to Dance“ überzeugt hat? Am Donnerstag, spätestens kurz vor Mitternacht, werden es die Fernsehzuschauer wissen. Sollte Afinas Auftritt gefallen, darf sie am 17. September zum Halbfinale erneut nach Köln fahren. Das wird dann live gesendet. Als Hauptpreis winken am Ende 100 000 Euro in bar.

Was sie mit dem Geld machen würde? Vielleicht eine Wohnung kaufen, bestimmt aber die geliebte griechische Oma besuchen, die in Kasachstan zurückgeblieben ist. „Wir telefonieren jeden Tag miteinander“, sagt Afina, die sich selbst als Familienmenschen und gläubige Christin bezeichnet. Ihren wichtigsten Wunsch kann sie sich aber nicht mit Geld erfüllen. „Ich möchte auf der Bühne tanzen.“ Insofern ist schon mit ihrer Teilnahme an „Got to Dance“ ein Traum in Erfüllung gegangen.