Fast 100 Patienten jährlich gibt die Augenklinik des Klinikum Stuttgart durch eine Augenhornhauttransplantation ihr Augenlicht zurück. Um noch mehr Menschen zu helfen und weitere Gewebespenden, etwa Herzklappen und Blutgefäße, stärker zu nutzen, hat das Klinikum Stuttgart mit der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) eine Gewebebank aufgebaut.

Ziel der neuen Gewebebank im Klinikum Stuttgart ist es, zukünftig Gewebespenden zeitnah in hoher Qualität und sicher aufbereiten und transplantieren zu können. Die Entwicklung in der Gewebespende ist seit Jahren positiv: Mehr als 3000 Menschen bundesweit spendeten in 2022 Gewebe – ein neuer Rekord. Besonders stark hat sich die Gewebespende am Klinikum Stuttgart entwickelt: „Hier konnten wir 119 Gewebespenden allein 2022 realisieren, eine Steigerung von 30 Prozent. Diese positive Entwicklung freut mich sehr. Danke an alle Spenderinnen und Spender, ihren Familien und dem Klinikpersonal“, sagt DGFG-Geschäftsführer Martin Börgel.

 
 

Bereitschaft zum Spenden sehr hoch

Die Gewebebank startet zunächst mit der Aufbereitung von Augenhornhautspenden, wird das Angebot aber zeitnah auf weitere Gewebe, insbesondere Blutgefäße, ausweiten. Zukünftig profitieren neben Patienten der Augenklinik durch die Ausweitung auf Herzklappen und Blutgefäße auch Patienten der Herz- und Gefäßchirurgie, die an schweren, oftmals angeborenen Herzklappenfehlern oder komplexen Infektionen der Blutgefäße leiden. Erfreulicherweise ist die Spendenbereitschaft bei Gewebe mit über 42 Prozent sehr hoch. Da Gewebespenden insbesondere bei Herz-Kreislauf-Verstorbenen durchgeführt wird und im Unterschied zur Organspende nicht an den Hirntod gebunden ist, kommen zudem sehr viele Verstorbene für eine Gewebespende in Frage.

Beachtliche Erfolgsrate – viele Patienten können wieder vollständig sehen

Von Augenhornhautspenden profitieren insbesondere Patientinnen und Patienten mit erblich bedingten Hornhauterkrankungen (Hornhautdystrophien), Verformungen der Augenhornhaut (Keratokonus) oder Patientinnen und Patienten deren Augenhornhaut wegen Verbrennungen, Verätzungen oder Infektionen schwer beschädigt wurde. Prof. Florian Gekeler ist Ärztlicher Direktor der Augenklinik im Klinikum Stuttgart und ärztlicher Leiter der Gewebebank: „Durch die Etablierung der Gewebebank hier im Klinikum Stuttgart werden die Kapazitäten zur Aufbereitung von Gewebespenden deutlich erhöht und die Wege zwischen Entnahmehäusern und den Transplantationszentren werden kürzer. Einen Großteil der im Klinikum Stuttgart aufbereiteten Spenden werden wir direkt für unsere Patienten einsetzen können. Die Erfolgsrate bei Hornhauttransplantationen ist sehr hoch und viele Patienten erhalten ihr Sehvermögen vollständig zurück. Die räumliche Nähe und organisatorische Verknüpfung der Bank mit der Augenklinik und den OP-Strukturen schafft optimale Bedingungen für eine zeitnahe und qualitativ hochwertige Versorgung unserer Patientinnen und Patienten.“

Transplantationsrate steigt enorm durch Kooperation mit DGFG

Ab sofort können mindestens drei bis fünf Hornhauttransplantationen wöchentlich im Klinikum Stuttgart stattfinden. Derzeit befinden sich mehr als 100 Patientinnen und Patienten des Klinikums auf der Warteliste für eine Hornhauttransplantation. Seit 2016 wurden aus dem Klinikum Stuttgart über 1500 gespendete Gewebe, darunter knapp 90 Prozent Augenhornhäute und rund zehn Prozent Herzklappen, durch Koordinatoren der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) realisiert und damit die Grundlage für die Transplantationen geschaffen.

Vermittlung der Spenden erfolgt zentral über die DGFG

Jedes Transplantat stammt von einem Menschen, der sich entweder selbst zu Lebzeiten für eine Gewebespende entschieden hat oder dessen Angehörige einer Spende zugestimmt haben. Die deutschlandweite Vermittlung der Gewebe erfolgt über die Vermittlungsstelle der DGFG mit Sitz in Hannover anhand einer bundeseinheitlichen Warteliste.


Info: Weitere Informationen zum Thema Gewebespende sind auf der Seite der Augenklinik des Klinikums Stuttgart zu finden oder auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG).