Die Gemeinde Adelberg muss ihre Kläranlage aufgeben. Die Sanierung wäre zu teuer. Stattdessen soll anderes Klärwerk genutzt werden. Doch wie kommt das Abwasser auf die andere Seite des Berges?

Adelberg - Nur noch bis 31. Dezember darf die Gemeinde Adelberg streng genommen ihre Abwässer im eigenen Klärwerk reinigen. Danach erlischt die Einleitungserlaubnis in den Tobelbach. Nun gibt die Gemeinde die alte Anlage auf. Zuletzt geriet das Vorklärbecken, der sogenannte Emscherbrunnen, in Schieflage und drückte auf darunter liegende Leitungen, so dass Wasser austrat. Daraufhin mussten die Vorklärung und der für die biologische Reinigung zuständige Tropfkörper außer Betrieb genommen werden. Seither wird das Abwasser mit erhöhter Leistung in den übrigen Becken gereinigt, doch eine grundlegende Sanierung wäre für den weiteren Betrieb unumgänglich. Diese würde die Kommune ersten Schätzungen zufolge rund 1,5 Millionen Euro kosten.

 

Die lieben Nachbarn helfen

Günstiger ist es, eine mehr als vier Kilometer neue Abwasserleitung bis zum Klärwerk des Zweckverbandes Marbach-Krettenhöfe bei Börtlingen-Zell zu bauen. Diese Anlage ist leistungsfähig genug, das Adelberger Abwasser aufzunehmen und hätte auch nach dem Anschluss des 2000-Einwohner-Orts noch eine Reservekapazität von weiteren 800 sogenannten Einwohner-Werten. Die Kosten für die neue Zuleitung hat das Ingenieurbüro Hertkorn, das die Gemeinde beauftragt hat, zwar auf rund 1,86 Millionen Euro geschätzt. Doch für diese Lösung winken der Bürgermeisterin Carmen Marquardt zufolge Fördergelder bis zu einer Höhe von 80 Prozent. Die Sanierung der eigenen Anlage wäre hingegen nicht förderfähig.

Zuletzt waren vom Heubacher Ingenieurbüro Bartsch sechs verschiedene Trassen für den Anschluss des Adelberger Kanalnetzes an die Börtlinger Kläranlage untersucht worden. Mehrere Varianten schieden letztlich deshalb aus, weil dafür auf Teilabschnitten die Nutzung des Börtlinger Abwassersammelkanals angedacht war. Dieser wäre aber mit den zusätzlichen Adelberger Abwässern überlastet und müsste dann wohl teuer ausgebaut werden.

Pumpwerk bringt das Abwasser auf die andere Seite

So entschied sich der Gemeinderat jetzt für eine der längsten Trassen mit knapp 4,5 Kilometern Länge. Sie führt übers Kohlbachtal zunächst hinab und dann wieder bergauf am südlichen Ortsrand von Börtlingen vorbei, bis sie wieder zur Kläranlage am Marbach abfällt. Um den Höherücken zwischen Kohlbach- und Marbachtal zu überwinden, wird ein Pumpwerk benötigt. Allein dafür müssen voraussichtlich mehr als 300 000 Euro investiert werden.

Der Vorteil dieser Berg-und-Tal-Trasse aber ist, dass der Kanal in einem kostengünstigen Verfahren im wesentlichen entlang vorhandener Feld- und Forstwege gebaut werden kann. Allerdings müssen auch einige Privatgrundstücke dafür in Anspruch genommen werden. „Das ist aber erfahrungsgemäß kein größeres Problem“, erklärt die Bürgermeisterin Carmen Marquardt. Nun geht es für die Gemeindeverwaltung darum, die entsprechenden Genehmigungen einzuholen und Fördergelder zu beantragen.