Eine Zeugin eines Streits am Schlossplatz will einen Sicherheitsmitarbeiter alarmieren, blitzt aber ab. Unterlassene Hilfeleistung? Der Vorfall bleibt unklar – immerhin hat sich ein weiterer Zeuge gemeldet.

Welches mutmaßliche Paar da am Stadtbahn-Halt Schlossplatz im Januar in Streit geraten war, wird wohl völlig unklar bleiben. Eine 42-Jährige hatte den Vorfall im Januar beobachtet und helfen wollen – doch letztlich ist nicht einmal klar, wer jener SSB-Wachmann gewesen sein soll, den sie dabei vergeblich zu alarmieren versuchte. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) jedenfalls habe niemanden ausfindig machen können. Eine Anzeige bei der Polizei gibt es nicht. Dafür meldete sich nach der Berichterstattung ein Mann, der die Geschehnisse indes anders darstellt.

 

Der Vorfall spielte sich am 11. Januar gegen 17.30 Uhr auf der Zwischenebene der Stadtbahnhaltestelle Schlossplatz ab. Eine 42 Jahre alte Frau hatte eine Auseinandersetzung zwischen einem Mann und einer Frau wahrgenommen. Er soll sie verfolgt und angeschrien haben. Auch einen tätlichen Angriff will die Zeugin gesehen haben, hilfesuchend habe sie sich daraufhin an einen Wachmann, der im Auftrag der Stuttgarter Straßenbahnen AG im Einsatz war, gewandt.

Noch einer sieht das streitende Paar

Statt die Frauen zu unterstützen, soll der Sicherheitsmitarbeiter jedoch aggressiv reagiert haben. „Er fuchtelte mit den Armen und schrie mich an, dass ich die Polizei rufen soll, wenn es mir so wichtig sei. Ich fühlte mich bedroht und bin schnell weggelaufen“, sagt die Mitarbeiterin der Universität Stuttgart. Am Bahnsteig hätte der Mann die Frau, die offenbar nicht verletzt wurde, schließlich in Ruhe gelassen.

Nach unserer Berichterstattung meldete sich nun ein Mann, der angibt, sich zur gleichen Zeit an der Haltestelle Schlossplatz an einem Kiosk aufgehalten zu haben. Und seine Wahrnehmung ist eine andere. „Die Schilderung stimmt so nicht. Sie ist maßlos übertrieben“, sagt der 45-Jährige. Seine Jahrzehnte lange Erfahrung als Türsteher habe ihm gesagt, dass es sich um ein streitendes Paar handele, das verbal aneinandergeraten sei. „Mehr aber auch nicht.“

Würden Namensschilder für mehr Transparenz sorgen?

Er habe auch mitbekommen, wie die 42-Jährige den Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes ansprach und ihn aufforderte, doch einzugreifen. „Sie trat von Beginn an sehr aggressiv auf und mit dem entsprechenden Tonfall.“ Anschließend habe der Wachmann ebenfalls „nicht ganz korrekt reagiert“. Er habe sich auch im Ton vergriffen und sehr forsch geantwortet, so der 45-Jährige. „Wäre es bei dem Paar zu Handgreiflichkeiten gekommen, hätte ich eingegriffen.“ Es könne immer vorkommen, dass in der Öffentlichkeit sehr aggressiv gestritten werde. Solange es aber keine körperlichen Auseinandersetzungen gebe, bestehe aus seiner Sicht kein Grund zu handeln.

In einem Punkt sind sich der 45-Jährige und die 42 Jahre alte Zeugin dann aber doch einig. Nummern oder Namenschilder zur besseren Identifikation seien „gar keine schlechte Idee, um die Sicherheitskräfte zu kennzeichnen. Auf Veranstaltungen ist das schon gang und gäbe“. Bei der SSB, bestätigt die Unternehmenssprecherin Birte Schaper, werde über diesen Vorschlag bereits durchaus diskutiert.