Das Polizeipräsidium Ludwigsburg wird am Wochenende mit verstärktem Aufgebot kontrollieren, ob die Ausgangsbeschränkung eingehalten wird. Landrat Dietmar Allgaier und Kliniken-Chef Jörg Martin fordern einen harten Lockdown.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - Mit einem verstärkten Personalaufgebot wird die Polizei am Wochenende kontrollieren, ob sich die Menschen an die Ausgangsbeschränkung zwischen 20 Uhr und 5 Uhr halten. Das Polizeipräsidium Ludwigsburg zieht dafür am Samstag und Sonntag zusätzlicher Einsatzkräfte in den Abend- und Nachtstunden zusammen. Von Samstag an ist der Aufenthalt außerhalb der eigenen Wohnung zwischen 20 und 5 Uhr nur aus triftigen Gründen erlaubt.

 

„Wir werden mit Sonderschichten bei allen Polizeirevieren die Einhaltung der Ausgangsbeschränkung in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen kontrollieren,“ erklärte Polizeipräsident Burkhard Metzger am Freitag nach der von der Landesregierung verkündeten Maßnahme.

Steigende Zahlen in den Krankenhäusern

Metzger appelliert eindringlich an die Bürger, sich daran zu halten. „Angesichts von immer mehr an Corona Erkrankten und Verstorbenen im Land bitten wir darum, sich an die Ausgangsbeschränkung zu halten und so dazu beizutragen, dass man sich selbst und andere nicht durch die Krankheit gefährdet“, sagt der Polizeipräsident.

Landrat Dietmar Allgaier erklärte am Freitag, er begrüße die landesweite Ausgangssperre. Er fordert angesichts der anhaltend hohen Covid-19-Zahlen im Landkreis Ludwigsburg aber weitere Schritte in Form eines harten Lockdowns ab Weihnachten bis mindestens 10. Januar. „Wir mussten die Erfahrung machen, dass die Maßnahmen des Teil-Lockdowns leider nicht zu einer Verringerung der Fallzahlen geführt haben. Deshalb müssen wir jetzt zu schärferen Instrumenten greifen“, findet der Chef der Kreisverwaltung. „Lieber ein harter Lockdown, der, wie bei der ersten Welle, wirkt, als ein langer Teil-Lockdown, der die Zahlen nicht senkt und die Motivation schwächt, die Regeln einzuhalten.“

Allgaier: „Unsolidarisch und rücksichtslos“

Es könne nicht sein, ärgert sich Dietmar Allgaier, dass der größere Teil der Bevölkerung sich an die Regeln halte und die Pandemie bekämpfe, während der kleine Teil sie missachte und Schlupflöcher ausnutze, zum Beispiel durch Grüppchenbildung im Zusammenhang mit Glühwein-to-go-Verkauf oder Weihnachtsshopping ohne Abstand. „Dieses Verhalten ist grob unsolidarisch, rücksichtslos und gefährlich, weil es das Virus weiterverbreitet und so die Wahrscheinlichkeit schwerer Verläufe erhöht. Vor allem für die vulnerablen Gruppen, also ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, ist dies lebensgefährlich.“ Im Landkreis Ludwigsburg sei die Zahl der Todesfälle mit und an Covid 19 zwischen 31. Oktober und 10. Dezember von 90 auf 158 angestiegen.

„Wenn wir es nicht schaffen, eine Trendwende bei den Neuinfektionen hinzugekommen, ist die Gefahr, dass unsere Kliniken überlastet werden, sehr real“, so Allgaier. Im Moment seien die Stationen schon stark belegt: 59 von 61 Betten auf der Intensiv-/Überwachungsstation im Klinikum Ludwigsburg, davon 16 Covid-19-Patienten, und alle 13 Betten auf der Intensiv-/Überwachungsstation im Klinikum Bietigheim, davon vier Covid-19-Patienten. „Je früher wir den harten Lockdown umsetzen, umso besser. Der Effekt eines harten Lockdowns wirkt sich erst rund 14 Tagen nach seinem Beginn auf Krankenhäuser und Intensivstationen aus.“

Dringender Appell des Kliniken-Geschäftsführers

Schützenhilfe bekommt der Landrat vom Chef der RKH-Kliniken. „Wir sind an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen. Wir plädieren für eine Verschärfung der Regelungen mit einem vorübergehend vollen Lockdown. Nur so sind ein weiterer Anstieg der Neuinfektionen und damit ein Anstieg der Zahl stationärer Covid-19-Patienten und erkrankender Klinikmitarbeiter zu vermeiden“, appelliert der Kliniken-Geschäftsführer. „Nicht nur die Bürger, sondern auch die Mitarbeiter der Kliniken sind und werden selbst Opfer der hohen Inzidenzzahlen. Das ist dringend zu verhindern.“

Die RKH-Kliniken verzeichnen hohe Personalausfälle, die Situation unter den Mitarbeitern ist laut Jörg Martin „sehr angespannt“. Die Mitarbeiter seien müde, zumal die Pandemie schon lange andauere. „Noch sind diese Personalausfälle aber dank der tollen Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeiter kompensierbar.“