Werke eines nicht ganz einfachen Künstlers sind im Rat-haus zu sehen. Gustav Schopf stammte aus Gerlingen und wurde durch seine impressionistischen Eisenbahnbilder bekannt.

Gerlingen - E r war kein einfacher Mensch. Deshalb erinnert sich Albrecht Sellner, der frühere Gerlinger Bürgermeister und Kunstkenner, auch noch lange an seine erste Begegnung mit dem Künstler Gustav Schopf (1899-1986). Der stammt aus Gerlingen und hinterließ ein nicht unbedeutendes Werk. 43 Ölgemälde, einige Tuschen, Farbstiftzeichnungen und Aquarelle, stehen in der städtischen Kunstsammlung – auch die wegen Geldmangels doppelseitig bemalten Hartfaserplatten. Zum 30. Todestag des Künstlers gibt es eine so zusammengestellte Ausstellung.

 

Schopf wollte weder Küfer noch Jurist werden

Schopf wurde in eine Gerlinger Familie hinein geboren. „Er hat sich durch seinen Vater und Großvater, Küfer und Weinhändler, nicht prägen lassen“, erzählt Sellner. Sein Zeichentalent sei schon in der Schule bemerkt worden. Auf Vaters Drängen hin studierte Schopf nach dem Ersten Weltkrieg Jura. Die Kunst interessierte ihn aber mehr. Er bekam 1924 ein Stipendium an der Stuttgarter Kunstakademie, malte, stellte in München, Dresden und Nürnberg aus – trotz Kriegsverletzung. „Schopf war in den zwanziger Jahren und später einer der bekanntesten Baden-Württemberger“, sagt Sellner, „die Zeit hat ihn überholt.“

Er ist jedenfalls einer der bekanntesten Künstler aus Gerlingen. Schopf revoltierte, gründete mit dem späteren Kunstprofessor Manfred Henninger, mit Manfred Pahl und Wilhelm Geyer die Künstlergruppe „Stuttgarter Neue Sezession“. Bekannt sind vor allem Eisenbahnmotive, diese und andere sind auch in der Staatsgalerie und im Stuttgarter Kunstmuseum zu finden.

Retrospektive nach langem Drängen

Sellner lernte Schopf 1979 kennen, als er ihm zum 80. Geburtstag gratulieren wollte – aber mehrmals abgewiesen wurde. Auf einen Brief habe er keine Antwort bekommen. Dann sei er in die Reinsburgstraße gefahren und habe geklingelt. „Er war ein sturer Bock. Erst nach vielem Bitten und Flehen durfte ich zu ihm.“ Ein Wunder – Schopf schlief bis zum Nachmittag, dann ging er Malen, mit Sondergenehmigung am Bahnhof, die Nacht verbrachte er im Atelier. Sellner schaffte es, den malenden Kauz zu einer Ausstellung zu überreden. Die Retrospektive fand 1981 im Rathaus statt, da war der Künstler 82 und fast taub. Nach Schopfs Tod 1986 gab es Ausstellungen in Gerlingen (1989) und Ditzingen (2005). Ob er die Schau jetzt goutiert hätte?