Der Automobilzulieferer Elring-Klinger muss in der Schweiz investieren, obwohl der Standort sehr teuer geworden ist. Entlastung könnte eine neue Fabrik in Kecskemét in Ungarn bringen.

Stuttgart - Der Standort Schweiz bereitet dem Automobilzulieferer Elring-Klinger gleich in doppelter Hinsicht Kopfzerbrechen. Seitdem die Schweizer ihr Ziel eines Mindestwechselkurses von 1,20 Franken für den Euro aufgegeben haben, ist die ohnehin schon teure Produktion in dem Land noch teurer geworden. Weil die Nachfrage nach den dort produzierten Schutzschilden gegen Hitze und Schall aber sehr hoch ist, hat das Unternehmen mit Sitz in Dettingen in dem Nachbarland ein Kapazitätsproblem. Nach Angaben einer Sprecherin sollen durch die Anschaffung neuer Maschinen im dritten Quartal die Fertigungsmöglichkeiten erweitert werden. Darüber hinaus erwägt Elring-Klinger den Aufbau eines ersten Standorts in Osteuropa, um Spielraum zu gewinnen. An eine Verlagerung aus der Schweiz heraus sei – anders als in der Vergangenheit – nicht mehr gedacht, sagte die Sprecherin. Entscheidungen sind zwar noch gefallen, aber Elring-Klinger hat bereits konkret einen Standort im Auge: Kecskemét in Ungarn. Hier hat der Konzern einen Gewerbepark aus dem Besitz der früheren Muttergesellschaft ZWL. In Kecskemét lockt neben den niedrigen Kosten auch die Nähe zu dem Autobauer Mercedes, der dort Autos der Kompaktklasse baut.

 

Um die Auswirkungen der Frankenaufwertung zu bekämpfen, hat Elring-Klinger die Arbeitszeit in der Schweiz, wo auch die Tochter Hug (Abgasreinigung) ansässig ist, ohne Lohnausgleich erhöht. Für die etwa 450 Beschäftigten in der Schweiz gilt jetzt eine Arbeitszeit von 44 statt 42 Stunden pro Woche. In den drei Monaten April bis Juni 2015 musste Elring-Klinger für Sonderschichten und -frachten zusätzlich fünf Millionen Euro aufwenden. Zudem hat der Kursanstieg des Franken (aktueller Kurs: 1,07 Franken für den Euro) das Ergebnis belastet. Elring-Klinger hofft nach Angaben der Sprecherin, dass die ergriffenen Maßnahmen im Jahresverlauf zu einer schrittweisen Verbesserung der Ertragslage in der Schweiz führen.

Der Umsatz des Konzerns ist im zweiten Quartal um 13,9 Prozent auf 379,7 Millionen Euro gestiegen. Ohne Berücksichtigung von Wechselkurseffekten und Übernahmen hätte das Plus aber nur 4,5 Prozent betragen. Seit dem 14. Februar 2015 gehört der US-Zulieferer M&W Manufacturing Company, der auf Jahresbasis etwa 30 Millionen Euro Umsatz macht, zu Elring-Klinger. Der rechnerische Effekt der Euroabwertung gegenüber dem Dollar und dem Franken hat den Umsatz alleine um 22,4 Millionen Euro erhöht.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern schrumpfte zwischen April und Juni um 7,7 Prozent auf 38,3 Millionen Euro. Der kleine Bereich Elektromobilität schreibt weiterhin rote Zahlen, wenngleich der Verlust mit 1,4 Millionen Euro geringer ausgefallen ist als im zweiten Quartal des Vorjahres (1,9 Millionen Euro Verlust). Elring-Klinger-Chef Stefan Wolf glaubt weiter an die Zukunft der Elektromobilität und will an dem Bereich festhalten. Dabei spielt auch eine Rolle, dass der Kunde BMW für das Unternehmen insgesamt von Bedeutung ist. Der Jahresüberschuss bezogen auf das zweite Quartal erreichte 21,0 Millionen Euro (minus 25,9 Prozent). Dabei schlug zu Buche, dass das Finanzergebnis negativ ausfiel.

Im Gesamtjahr erwartet Elring-Klinger ein Umsatzplus von fünf bis sieben Prozent (Annahmen: stabile Wechselkurse, keine Akquisitionen). Dabei ist unterstellt, dass die globale Autoproduktion „im niedrigen einstelligen Prozentbereich“ wächst. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern ist weiterhin mit 165 Millionen Euro geplant. Im April ist dieser Zielwert um fünf bis 15 Millionen Euro gesenkt worden.