In Ludwigshafen wollte ein Familienvater die neue Einbauküche selbst montieren. Am Ende waren die Möbel zertrümmert, der Heimwerker war entnervt und das Konto blank. Doch der Traum von der neuen Küche muss nicht im Desaster enden.

Ludwigshafen/Stuttgart - Selbst ist der Mann, dachte sich ein Familienvater aus Ludwigshafen und wollte seine schöne neue Einbauküche ohne fachkundige Hilfe von Profis selbst montieren. Kein Problem: Schließlich gibt es auf YouTube Anleitungsvideos en masse. Getreu dem Motto der Baumarktkette Hornbach: „Yippiejaja-yippie-yippie-yeah“?

 

Küchenmontage leicht gemacht? Von wegen!

Wie Selbstüberschätzung von Heimwerkern enden kann, sieht man am Beispiel des Ludwigshafener Amateurs. Aus Wut über den gescheiterten Aufbauversuch schlug der 25-Jährige kurzerhand Möbel und Geräte kaputt und löste damit auch noch einen Polizeieinsatz aus.

Eine Nachbarin hörte am Montagabend (18. September) lautes Gepolter und Schreie aus der Wohnung unter ihr und alarmierte die Beamten, wie das Polizeipräsidium Ludwigshafen mitteilte. Weil sie von häuslicher Gewalt ausgingen, eilten zwei Streifenwagen zu dem Haus.

In der Wohnung trafen die Polizisten auf eine entnervte Familie, die ihre eigenen vier Wände renovieren wollte. Dabei hatte der Vater bereits tagelang vergeblich versucht, die neue Küche selbst aufzubauen. Am Abend sei er ausgerastet und habe die Küche kurz und klein geschlagen, erklärte die Polizei. Dabei habe der 25-Jährige deutlich „mehr Talent“ als beim gescheiterten Aufbau gezeigt – die Küche sei ein „Trümmerfeld“ gewesen, „Möbel und Einbaugeräte nur noch Schrott“.

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Küchenmarke unbekannt

Von welchem Hersteller die Küche war, ist den Beamten nicht bekannt. „Wir haben uns dort nicht lange aufgehalten“, heißt es beim Polizeipräsidium Rheinpfalz auf Nachfrage unserer Zeitung, „da es der Familie gut ging, war der Vorfall für die Polizei schnell nicht mehr von Interesse“.

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Küchenmontage – eine Herkulesaufgabe

Bei bekannten Herstellern von Einbauküchen wie Nobilia, SieMatic, Poggenpohl, Nolte oder Häcker ist man über den Schiffbruch des Heimwerkers nicht überrascht. Die Montage von Küchen gehöre zu den schwierigsten Aufgaben im Haus, heißt es übereinstimmend.

Oberschränke, Unterschränke, Hängeschränke, Flex-Well-Klappen, Arbeitsplatten, Türen, Schubladen, Elektroherd, Backofen, Kühlschrank – eine Einbauküche besteht aus dutzenden größeren und noch viel mehr kleineren Bauteilen, die sinnvoll zusammenpassen und entsprechend montiert werden müssen. Eine Herkulesaufgabe, an der in der Regel die meisten Heimwerker scheitern.

Anschaffung für ein halbes Leben

Eine neue Küche leistet man sich nicht alle Tage. Schnell muss man 10 000, 15 000, 20 000 Euro und mehr für ein Markendesign hinblättern. Natürlich kann man sich auch eine Einbauküche von der Stange bei einem Möbel-Discounter kaufen. Doch auch Poco oder Roller, die mit günstigen Angeboten werben, haben zahlreiche Markenküchen im Sortiment, die ihren Preis wert sind.

Die meisten vertrauen auf Montageprofis

Einen Unterschrank hingeklotzt, ein Kühlschrank in die Ecke gestellt– das kann jeder. Aber beim Aufbau von Einbauküchen geht nichts ohne Profis. „80 bis 90 Prozent der Kunden, die bei uns eine Einbauküche kaufen, lassen sie sich liefern und aufbauen“, heißt es in der Gelsenkirchener Zentrale des Möbelhauses Roller. Zu ergänzen wäre: Die restlichen zehn bis 20 Prozent der Kunden sind entweder selbst Schreiner oder haben Kumpel, die sich mit Küchen auskennen.

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Wer sich trotz aller Warnungen entschließt selbst der Monteur zu sein, muss vielfach nach kurzer Zeit einräumen, dass er doch Hilfe benötigt. Seriöse Zahlen über gescheiterte Selbst-ist-der Mann-Enthusiasten gibt es nicht. Wer outet sich schon gerne als Angeber und Versager?

Heimwerker – nur wenn man’s wirklich kann

Bei Ikea, der größten Haushaltsmöbelmarke der Welt, haben Selbsttransport und Eigenmontage von Möbeln Tradition. Schmucke Küchen gibt es hier zu vergleichsweise moderaten Preisen. Allerdings wird die Montage extra berechnet – pro laufenden Küchenmeter 199 Euro. Wird die alte Küche demontiert, schlägt das zusätzlich mit 119 Euro pro Meter zu Buche. Die Anlieferung ist aber im Preis inbegriffen.

Der Teufel steckt aber auch bei Ikea im Detail. Allein die allgemeine Küchenmontageanleitung auf der Webseite umfasst zwölf PDF-Seiten. Zusätzlich gibt es für jedes Möbelstück eine eigene Anleitung.

Abgesehen vom Know-how braucht man das passende Werkzeug. Wer aber hat schon Hand-, Gehrungs- und Stichsäge, Lochschneider, Schraubzwinge, Winkel und Bohrmaschine in seinem Werkzeugkasten zu Hause?

„Ikea Küche selber aufbauen – eure Erfahrungen“

In einem Internetforum für Do-it-yourself-Schrauber schreibt ein potenzieller Küchen-Käufer unter der Überschrift „Ikea Küche selber aufbauen – eure Erfahrungen“: „Bei mir steht seit langem mal wieder eine neue Küche an. Vom Preis her wird es wohl eine Ikea Küche. Da der Aufbauservice sehr teuer ist, und ich das Geld sparen will, werde ich es wohl selbst aufbauen.“

Darauf antwortet jemand: „Ich empfehle zuerst vor Aufbau einen umfangreichen Erste Hilfe Koffer anzuschaffen.“ Ein anderer schreibt: „Hui, Küchenaufbau ohne Erfahrung nicht einfach.“ Ein dritter meint: „Ich hatte bisher zwei Küchen. Die erste haben wir selbst aufgebaut und bei der zweiten haben wir uns Profis kommen lassen. Mein Fazit: Lass es machen.“

Lieber gleich zum Fachhändler?

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Wer eine Einbauküche im Fachhandel kauft, wird sich in der Regel für ein Komplettangebot entscheiden, in dem alles inklusive ist – Möbel, Elektrogeräte, Transport und Montage. Im Küchenstudio eines Ludwigsburger Großhändlers beispielsweise kann man sich in der Ausstellung ein erstes Bild von seiner zukünftigen Traumküche machen. Zusammen mit einem Fachmann stellt man dann in aller Ruhe die einzelnen Bauelemente individuell zusammen. Als nächstes wird ein Plan der zukünftigen Küche samt Kostenangebot, Lieferzeiten und Terminvorschläge für die Montage durch eigene Monteure erstellt.

Fazit

Wer bei der Montage sparen will, könnte so enden wie der Familienvater aus Ludwigshafen: Küche zertrümmert, Nerven zerrüttet, Geld futsch.

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