Sie haben es noch gedreht. Die Bayern liegen in Kopenhagen 0:1. Doch die Tuchel-Truppe kämpft sich wieder zurück. Musiala, Super-Joker Tel und Müller sei Dank. Die Serie hält.

Nach dem Zittersieg beim FC Kopenhagen bedankten sich die erleichterten Spieler des FC Bayern zuallererst bei Keeper Sven Ulreich. Mit einer Weltklasse-Rettungstat hielt der Bayern-Schlussmann Zentimeter vor der Torlinie in der sechsten Minute der Nachspielzeit am Dienstagabend den 2:1 (0:0)-Zittersieg in der Champions League beim FC Kopenhagen fest.

 

„In der letzten Sekunde, wie er den rausholt - gigantisch. Generell, was er den letzten Wochen spielt, ist top für uns“, sagte Bayern-Kapitän Joshua Kimmich bei Amazon Prime: „Das, was ihn am meisten auszeichnet, ist wie er hält, und das hat er heute überragend gemacht.“ Am Ende hätten sie ihre Moral wieder gezeigt, meinte Ulreich selbst. „Es ist natürlich immer schön, wenn man in der letzten Minute einen Ball bekommt, den man halten kann, wenn man sonst wenig beschäftigt war in dem Spiel. Ich freue mich natürlich, dass es mir gelungen ist, den noch um den Pfosten zu lenken.“ 

Pyro-Show im Gäste-Block

Den Münchnern hatte schon ein böses Erwachen gedroht. Nach viel Leerlauf und dem Führungstor der Dänen durch Lukas Lerager in der 56. Minuten hatten sie vor der ersten Niederlage seit sechs Jahren in einem Gruppenspiel der Königsklasse gestanden.   

Jamal Musiala glich aber vor 35 690 Zuschauern im stimmungsvollen Parken-Stadion in der 67. Minute zunächst nach einer feinen Einzelleistung zum 1:1 aus. Und dann stachen die Joker von Trainer Thomas Tuchel. Thomas Müller spielte den mit ihm eingewechselten Mathys Tel (83.) überragend frei - und der französische Youngster erzielte abgeklärt das Siegtor.

Die Reaktion auf den Rückstand stimmte, trotz des Sechs-Punkte-Starts strahlen die Bayern aber gerade keine Dominanz aus. In der Nachspielzeit rettete Ulreich dann überragend nach einem Kopfball von Jordan Larsson, den der eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting noch abfälschte.

Noch bevor es losging im leicht herbstlich-regnerischen Kopenhagen, heizten die Bayern-Fans die Stimmung mit einer Pyro-Show im Gäste-Block ein. Auf dem nach einem Konzert am Wochenende recht ramponierten Rasen mussten die Bayern-Profis aber erstmal cool bleiben, was dann folgte, war eher unterkühlt. 

Sven Ulreich rettet die Bayern

Der dänische Meister des erst 35 Jahre alten Trainers Jacob Neestrup ging gleich mal forsch in die Offensive. In der vierten Minute prüfte Mohamed Elyounoussi Sven Ulreich. Der Münchner Keeper hatte mit dem Schuss aber keine Probleme.  

Tuchel hatte nach dem 2:2 am vergangenen Samstag in der Bundesliga bei RB Leipzig nach einem 0:2-Rückstand nur einen Wechsel vorgenommen: Leon Goretzka musste auf die Bank. Für ihn rückte Konrad Laimer auf die Sechs im Mittelfeld, in die Startelf als rechter Verteidiger kam Noussair Mazraoui. Und nach der ganz kurzen anfänglichen Druckphase der Gastgeber beherrschten die Bayern erstmal Ball und Spiel. 

So richtig gefährlich kam die Offensivabteilung mit dem diesmal glanzlosen Harry Kane und dem seit einiger Zeit bestens aufgelegten Leroy Sané aber nicht vors Tor der Kopenhagener. In der 16. spielte Sané zwar auf Kane, der Torjäger der Bayern scheiterte aber am designierten Torwart des VfL Wolfsburg, Kamil Grabara. Drei Minuten später musste der Maskenmann im Gastgeber-Kasten gegen Sané in dessen 50. Champions-League-Spiel nicht mal eingreifen, Birger Meling grätschte den deutschen Nationalspieler ab. 

Die Bayern kontrollierten die Partie

Die Bayern kontrollierten weitgehend die Partie. An Wucht, Präzision und Souveränität mangelte es aber. Gegen die diszipliniert und bei Bayern-Ballbesitz mit zehn Mann verteidigenden Dänen tat sich die hochkarätige Münchner Offensive schwer. Joshua Kimmichs (31.) Distanzschuss übers Tor blieb für längere Zeit die beste Chance.

Hingegen prüften die Kopenhagener bei ihren wenigen Angriffen noch ein weiteres Mal Ulreich. Und wieder war es Elyounoussi, diesmal per Kopfball. So richtig brenzlig schien es sogar zu werden, als Kopenhagens Kapitän Viktor Claesson frei vor Ulreich auftauchte. Sein Schuss ging daneben, knappes Abseits war es zudem - aber eben auch ein Beleg dafür, dass die Münchner zu nachlässig agierten. 

Tuchels Mannschaft wirkte zu statisch, zu ideenlos. Überraschungseffekte blieben gegen die heimstarken Dänen Mangelware. Also holten die Bayern-Fans auch zur zweiten Halbzeit wieder die Pyros raus. Doch das Feuerwerk auf dem Platz zündete Kopenhagen: Claessons Schuss konnten die Bayern noch blocken, den Abpraller knallte Lerager ins Tor - und die Heimfans jubelten frenetisch.  

Tuchel schaute sich auf dem Tablet ungläubig die Wiederholung an, seine Spieler wirkten angeschlagen. Am Spielfeldrand hielten sich bereits Eric Maxim Choupo-Moting, Müller und Tel zur Einwechslung bereit, da gelang Musiala mit einer feinen Einzelaktion und einem Flachschuss aus 15 Metern der Ausgleich - und auch Tuchel musste grinsen. Das Trio musste warten, auf dem Platz verpasste Elyounoussi die erneute Kopenhagener Führung nur um Zentimeter. Nun kam die Zeit von Müller und Tel sowie von Goretzka anstelle von Choupo-Moting. Und die drei frischen Kräfte machten Druck. Mit Erfolg, als Müller Tel den Ball vorlegte und weil Ulreich am Ende den Sieg festhielt.