Es sind nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele - und jetzt sind Sexismusvorwürfe bekannt geworden. Intendantin Katharina Wagner selbst berichtet von Übergriffen. Einem Zeitungsbericht zufolge sind noch weitere Frauen betroffen.

Der Start der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele am Montag, 25. Juli , wird von Sexismusvorwürfe überschattet. Katharina Wagner hat nach eigenen Angaben als Intendantin des weltbekannten Klassik-Festivals „sexuelle Anzüglichkeiten und teilweise Übergriffe in gewisser Weise“ erlebt. „Ich habe mich aber zu wehren gewusst“, sagte sie am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. 

 

Zuvor hatte der „Nordbayerische Kurier“ von körperlichen Übergriffen auf Frauen, Beleidigungen und sexistischen Sprüchen auf dem Grünen Hügel berichtet, von denen auch Wagner selbst betroffen gewesen sein soll. 

Bisher sollen sich zwar noch keine Betroffenen bei der Festspielleitung gemeldet haben. Sollten sich die Vorwürfe aber bewahrheiten, kündigte Wagner sofortige personelle Konsequenzen an.

Am Vormittag hatte Festspielsprecher Hubertus Herrmann gesagt: „Wir werden den Vorwürfen umgehend nachgehen und bitten Betroffene, sich direkt bei der Geschäftsführung zu melden.“ Er betonte: „Es werden keinerlei Beleidigungen oder tätliche Übergriffe geduldet.“

Frauen werden in dem Zeitungsartikel mit ihren negativen Erfahrungen zitiert: „Touchy touchy“, sagte eine der Zeitung. „Für manche von uns ist das Alltag.“

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte am Freitag, dass man die Vorwürfe und Berichte über Sexismusvorwürfe bei den Bayreuther Festspielen ernst nehmen muss. „Ich gehe davon aus, dass die Leitung der Bayreuther Festspiele den Vorgängen mit Nachdruck nachgehen und die notwendigen Konsequenzen ziehen wird. Sexuelle Übergriffe, egal ob verbal oder körperlich, sind absolut inakzeptabel und dürfen nicht ungeahndet bleiben.“

Auch der frühere Musikdirektor der Festspiele steht in der Kritik

Der Bund ist Gesellschafter der Bayreuther Festspiele GmbH. Ein anderer Gesellschafter ist die Stadt Bayreuth. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) sagte am Freitag auf Anfrage: „Sexuelle Belästigungen und Übergriffigkeiten jeder Art gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verdienen ein klares Stopp-Signal. Dabei ist es völlig irrelevant, ob sie in einem international renommierten Kulturbetrieb, wie es die Bayreuther Festspiele sind, vorkommen, oder im täglichen Arbeitsleben andernorts, in der Schule oder im Verein.“ Dass die Festspielleitung angekündigt hat, den Vorwürfen „mit allem Nachdruck“ nachzugehen, halte er für „den richtigen und angemessenen Schritt“.

Wegen seines Umgangstons steht laut der Zeitung auch der frühere Musikdirektor der Festspiele, Christian Thielemann, in der Kritik. Er soll Musiker angeschrien und beleidigt haben - ein Vorwurf, den der Star-Dirigent vehement zurückweist: „Da ist überhaupt nichts dran“, sagte er der dpa und sprach von einem „Missverständnis“.

Derzeit müssten alle Mitarbeiter im Festspielhaus nach wie vor Masken tragen, um sich vor einer Corona-Infektion zu schützen. „Da kommt es vor, dass man Dinge, die andere gesagt haben, nicht versteht. Da wäre ich vorsichtig, wenn ich was aufschnappe.“

Der „Nordbayerische Kurier“ berichtet auch von frauenfeindlichen Äußerungen und von einer Mail, in der es darum gegangen sein soll, dass es zwei Bassistinnen im Orchester gebe. „Eine reicht“, soll darin gestanden haben. „Es gibt gar keine Mail“, sagte Thielemann dazu der dpa. Die Atmosphäre bei den Festspielen sei hervorragend, betonte der Dirigent, der in diesem Jahr beim „Lohengrin“ am Pult stehen soll. Er sprach von „ganz harmonischer, traumhafter Arbeit“ und zeigte sich betroffen davon, dass diese jetzt möglicherweise von der Berichterstattung über die Vorwürfe „in Vergessenheit gerät“.

Die Festspiele starten an diesem Montag mit einer Neuinszenierung von „Tristan und Isolde“, zudem folgt später ein neuer vierteiliger „Ring des Nibelungen“.