Meine Unterkunft während der Berlinale ist zwar umsonst, dafür aber nicht kinderfrei. Aus dem Leben einer Filmstudentin.
7. SCHLAFZIMMER/ WOHNUNG BERLIN INNEN/ TAG
Ich habe mal wieder einen von jenen Alpträumen, in denen ich spontan ein Kind geworfen habe. Das Kind brüllt ohne Pause, dann springt es mir auf mein Gesicht, zerquetscht es und drückt mir die Luft ab.
Aber Moment. Ich bin wach, das sagt mir mein dröhnender Schädel. Ich versuche zu verstehen, was gerade passiert.
Richtig, ich bin gestern nach Berlin gekommen. Berlinale und so. Ich nächtige bei einer FREUNDIN (24), die ein zweijähriges Kind hat - ich habe einen Kater.
7a. KÜCHE INNEN/ TAG
Ich verstehe nicht, wie sie das schafft. Der Kleine spielt mit dem Brotmesser, fällt beinahe vom Tisch. Ich bekomme jedes Mal einen kleinen Herzstillstand.
SIE (total gelassen)
Wann ist es denn bei dir so weit?
ICH
Nee. Bevor ich dreißig bin, geht da
gar nichts! Frühstens.
Das meine ich ernst. Dieses kleine Wesen beängstigt mich. Es spricht eine fremde Sprache und kreischt auf einmal los, obwohl gerade noch alles okay war. Ein bisschen wie eine Katze. Mit Katzen komme ich auch nicht zurecht.
7b. WOHNZIMMER INNEN/ TAG
Als es, während ich an meinem Text schreibe, erst auf die Enter-Taste drückt und dann mein iPhone entdeckt und in seine Obhut nimmt, ist mein Geduldsfaden gerissen.
ICH
Das darfst du nicht nehmen. Das ist teuer!
Große fragende Kulleraugen. Die kleinen Händchen umklammern mein Telefon.
ICH
Na wenigstens hast du Geschmack.
KIND
IIIHRG! BA! DADADAAA!!!
Dann landert ein Sabbertropfen auf dem Display. Meine Freundin hat Erbarmen und trägt den Zwerg davon. Ich schreibe in Ruhe zu Ende. Dabei bemerke ich, wie er auf einer Computer-Tastatur versucht so zu tippen wie ich.
Ich bin ein kleines bisschen gerührt. Vielleicht verstehe ich die kleinen Menschen ja doch noch irgendwann.
Kindergebrüll.
Vielleicht aber auch nicht.