Wer zum Wandern, Skifahren oder Entspannen in die Berge fährt, nutzt dafür meist das Auto. Doch einige Orte in Deutschland, Österreich, Italien und Slowenien haben sich der umweltfreundlicheren Mobilität verschrieben.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Was haben diese fünf Orte gemeinsam: Bad Reichenhall in Bayern, Werfenweng im Salzburger Land, Ratschings in Südtirol, Bled in Slowenien und Limone Piemonte, 70 Kilometer nördlich vom Ligurischen Meer? Sie liegen alle in den Alpen. Und sie eignen sich für einen Urlaub ohne Auto. Denn sie gehören zu den sogenannten Alpine Pearls. Das sind 18 Orte in Deutschland, Österreich, Slowenien und Italien, bei denen garantiert ist, dass man mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommt – und auch vor Ort kein eigenes Fahrzeug benötigt.

 

Wer ohne Auto kommt, spart Emissionen

Dahinter steckt ein 2006 von 17 Mitgliedsorten gegründeter Verein, der seit knapp zwei Jahren eine offizielle Institution ist; nämlich ein Europäischer Verbund Territorialer Zusammenarbeit (EVTZ). Denn weil selbst beim Skiurlaub – der ja nicht als klimafreundlichster Urlaub gilt – rund zwei Drittel aller Emissionen auf die Anfahrt mit dem Privatfahrzeug entfallen, haben die Verantwortlichen von Alpine Pearls es sich zum Ziel gesetzt, dass der Urlaub in den Alpen umweltverträglicher wird.

„In Werfenweng ist die Anzahl der Gäste, die mit dem Zug anreisen, von weniger als 6 Prozent im Jahr 2006 auf mehr als 20 Prozent heute gestiegen“, sagt Giovanni Vassena, Projektbetreuer bei Alpine Pearls. Und in Weißensee in Kärnten habe sich die Nachfrage nach dem Shuttleservice vom Bahnhof zu den Hotels beinahe verdreifacht innerhalb weniger Jahre. Wobei Giovanni Vassena einräumt: Es sei schwer zu sagen, ob das vor allem daran liege, dass die Orte Alpine Pearls sind – oder auch am 2021 in Österreich eingeführten Klimaticket für fast alle öffentlichen Verkehrsmittel im Land.

Schweiz und Südtirol seien bereits sehr weit

Zu den Kriterien der alpinen Perlen gehört unter anderem, dass die Unterkünfte einen Bring- und Abholservice zum Bahnhof anbieten. Manchmal geschieht dies mit einer Pferdekutsche oder einem Elektromobil. Und vor Ort gibt es diverse Mobilitätsangebote, sodass Urlauber zu Wanderrouten, Skigebieten und Lokalen kommen. 

Die meisten der Alpine Pearls liegen in Italien. In Deutschland gibt es mit Bad Reichenhall nur noch eine „Perle“, in Österreich drei, in der Schweiz keine einzige. Das liegt aber nicht daran, dass der öffentliche Verkehr in Deutschland, Österreich und der Schweiz derart schlecht ist.

Giovanni Vassena ist Projektbetreuer bei dem EVTZ Alpine Pearls. Foto: Alpine Pearls

Eher sei das Gegenteil der Fall, sagt Giovanni Vassena: Weil sich in den vergangenen Jahren so viel getan habe in puncto umweltfreundliche Mobilität, gebe es in der Schweiz gar keinen Bedarf mehr, solche Orte auszuzeichnen. In Italien dagegen steige mancherorts erst jetzt die Wahrnehmung dafür, wie wichtig es sei, dass zwischen zwei Ortsteilen Busse fahren. Wohingegen dies in Südtirol längst selbstverständlich sei.

Wie umgehen mit immer weniger Schnee?

Auch deshalb wurden die Kriterien für Alpine Pearls zuletzt verändert. „Auf Mobilität liegt immer noch der Fokus, aber es geht nun um mehr Bereiche rund um Nachhaltigkeit“, sagt Giovanni Vassena. Die Mitgliedsorte mussten vergangenes Jahr einen „Actionplan“ erstellen mit konkreten Projekten für die kommenden fünf Jahre. Dazu gehört beispielsweise, lokaltypische Spezialitäten mehr in den Vordergrund zu stellen und besondere Aktivitäten rund um sanften Tourismus anzubieten.

Und wie profitieren die Orte davon, eine alpine Perle zu sein? Die Mitgliedschaft könne helfen, Maßnahmen umzusetzen, wie etwa die Bustaktung zu erhöhen, sagt Giovanni Vassena. Zudem helfe der Austausch: „Die Bürgermeister fragen sich gegenseitig, wie sie was geschafft haben“, sagt er. Und derzeit sei für alle die größte Herausforderung, wie sie künftig mit immer weniger Schnee umgehen. Im Rahmen des Projekts Beyond Snow (deutsch: über Schnee hinaus) machen sich Seilbahnbetreiber, Umweltschützer und Sportgeschäftbetreiber gemeinsam Gedanken, wie sie auf die Klimaerwärmung reagieren.

In den Bergen Emissionen sparen

Anreise
Eine umweltfreundliche Alternative zur Anreise mit dem eigenen Pkw sind Busreisen, die von Vereinen und kommerziellen Anbietern organisiert werden. Manche Ziele in den Alpen sind auch mit der Bahn hervorragend erreichbar. Unter anderem in Garmisch, Bad Gastein oder Kitzbühel liegt der Bahnhof in unmittelbarer Nähe zur Bergbahn.

Unterkunft
Je mehr Sterne eine Unterkunft hat und je mehr Platz jeder Gast zur Verfügung hat, desto höher sind in der Regel auch die Emissionen. Zertifizierte Passivenergiehäuser sind unterdessen die „Explorer“-Hotels, von denen es derzeit zehn in den Alpen gibt. Ein Doppelzimmer gibt es ab 107 Euro pro Nacht inklusive Frühstück, jedes Hotel hat einen kleinen Wellness-Bereich sowie einen Fitnessraum. Wer mit der Bahn, dem Bus oder dem Fahrrad anreist, bekommt 10 Prozent Ermäßigung. (jub)