Journalisten und Polizisten gemeinsam gegen eine mörderische Verschwörung: Klingt spannend, ist aber albern und auch noch frei von jeglicher Selbstironie.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Stuttgart - Schon wieder ein Geheimbund! Die „Sektion Sauberes Deutschland“ meuchelt jene, die von zu schlappen Richtern nicht hinter Schloss und Riegel gebracht wurden: Mörder und Kinderschänder. Die Mitglieder des Geheimbundes stammen aus den Reihen der „Eliten Deutschlands, Mandatsträger aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur sowie des Adels“, frustrierten Polizisten, Staatsanwälten und Rechtsmedizinern. Diesen Finsterlingen kommt ein Journalist auf die Spur, wird aber von den Vollstreckern der Sektion ermordet. Das gibt seinem besten Freund, einem LKA-Beamten, den nötigen Motivationsschub, ihnen das Handwerk zu legen. Zum Schluss gibt es noch einen Cliffhanger, denn der wackere Super-Polizist hat nur einen Teil des Kraken erwischt. Schon planen zwei unerkannt gebliebene „Geheimbündler“ die nächsten Aktionen.

 

Aktenzeichen Rinaldini

„Die Totengräber“ will ein Verschwörungsthriller sein um Demokratieverdrossenheit und Selbstjustiz, kommt aber daher wie eine Mischung aus Aktenzeichen XY ungelöst und einer Rinaldo-Rinaldini-Variante des 21. Jahrhunderts. Kommissar Zufall hilft ein ums andere Mal, um die Handlung voranzutreiben. Ein Verräter aus den Reihen der Geheimbündler, den ob der brachialen Let’s-Putz-Aktion Skrupel plagen, wendet sich an den Polizeireporter eines Boulevardblattes, nennt ihm vier Namen von Mordopfern und schon findet jener im Archiv der Zeitung dank einer neuen Software die Spur der elitären Vigilanten. Nichts gegen die Arbeit der Kollegen Polizeireporter: aber das ist doch zu viel des Guten.

Geradezu rührend beschreibt Bernd Udo Schwenzfeier, der bis zu seiner Pensionierung 2001 als Kriminalbeamter und Kriminalistikdozent in Berlin gearbeitet hat, die Zustände in einer Redaktion. Über einen Hintergrundbericht zur Russenmafia ist die Verlagsleitung so begeistert, dass sie dem wackeren Polizeireporter generös eine Prämie von 2500 Euro spendiert. Es kommt aber noch besser: „Neidlos hatten ihm seine Kollegen der Lokalredaktion applaudiert, denn sie gönnten ihm, ohne jede Ausnahme, von Herzen die Anerkennung und Wertschätzung seiner Vorgesetzten.“ Träum weiter, lieber Autor!

Tote Reporter

Wem Dan Browns Schnitzeljagden bereits zu grob gestrickt sind, der wendet sich hier mit Grausen. Die Momente unfreiwilliger Komik – „Der unselige Trieb“, „Oh mein Gott, der Reporter ist tot!“ – sind zu rar, als dass man „laut und durchdringend“ lachen könnte, wie der Ober-Geheimbündler im Verhör mit dem Meisterdetektiv. Und das, obwohl sein Gegenüber es tunlichst vermieden hatte, ihm „den Morgengruß zu entbieten“. Es bleibt nur eines: dem Buch den Abschiedsgruß zu entbieten!

Bernd Udo Schwenzfeier: Die Totengräber. Roman. Molden Verlag, Wien. 272 Seiten,19,99 Euro.