Vor dem Böblinger Bahnhof weist jetzt eine Äffle- und Pferdle-Ampel den Weg über die Talstraße. Es ist die zweite ihrer Art.

Nein, nicht der eisige Schneeregen brachte am Mittwochvormittag den Verkehr auf der Böblinger Talstraße zum Erliegen, sondern eine Menschentraube. Die kaperte den Fußgängerüberweg, als Oberbürgermeister Stefan Belz feierlich zur Tat schritt und die Holzverkleidung von der zweiten Fußgängerampel abnahm, die dort seit einigen Wochen hängt. Seit 11.16 Uhr sorgen dort jetzt Äffle und Pferdle für mehr Fußgängersicherheit.

 

Auch am Stuttgarter Hauptbahnhof steht eine solche Ampel

Das tollpatschige Äffle reckt breit die Arme und signalisiert in Rot stehen zu bleiben, während das Pferdle in Grün losmarschieren lässt. Damit ist Böblingen die zweite Stadt nach Stuttgart, die den beiden Kultfiguren eine Fußgängerampel widmet. Am 23. Juli dieses Jahres nahmen die beiden in der Landeshauptstadt ihren Betrieb vor dem Hauptbahnhof auf. Dem war ein langwieriger Verwaltungsakt vorangegangen, weil zu klären war, ob solch eine Spaßampel überhaupt den strengen Vorschriften genügt.

„Das tut sie, aber nur in Ergänzung zur bestehenden Signalanlage“, sagt die Böblinger Ordnungsamtsleiterin Gisa Gaietto. Deshalb hängen hier wie dort Äffle und Pferdle zusätzlich zur herkömmlichen Ampel am Mast. „Sie dürfen auch nicht leuchten, wenn die Hauptampel ausgefallen ist“, sagt Gaietto. Der Grund: Die Ampelfiguren müssen erkennbar menschlich sein, was für die beiden verkehrsrechtlich offenbar nicht der Fall ist. Immerhin sind die beiden Figuren auf dem Handtaster verewigt.

Böblingen ist im Herzen des Schwabenlands angekommen

Als langjährige Stimme des Äffle ließ es sich Heiko Volz nicht nehmen, zur Einweihung zu kommen. „Das Äffle würde dazu wohl sagen: ‚I bee Beblenger‘“, scherzt er am Rande. „Und dieser Satz spielt ja in einer Liga mit John F. Kennedys berühmtem Berlin-Zitat!“ Obwohl er seit zwei Jahren nach Rechtsstreitigkeiten nicht mehr die offizielle Äffle-Stimme ist, fühlt er sich der Figur verbunden. Volz war es auch, der beim Nighttalk von Journalist Steffen Volkmer im Blauen Haus vor sechs Jahren auf OB Stefan Belz traf.

„So entstand damals die Idee, die Kultfiguren nach Böblingen zu holen“, sagt Belz. Er sei froh, dass damit „ein ganz, ganz essenzieller Teil schwäbischen Brauchtums“ in die Stadt komme: „Böblingen liegt ja schließlich in der geografischen Mitte Baden-Württembergs und ist damit der perfekte Ort dafür.“ Zwar ist das Schwabenland keineswegs kongruent mit Baden-Württemberg, aber sei’s drum. Freuen darf sich die schwäbische Seele in Anbetracht der niedrigen Kosten für das Projekt: Die beiden Ampeln waren samt Programmierung für rund 2000 Euro zu haben.

Spaßampeln: Von Otto bis Elvis

Menschensymbole
 Besondere Ampeln gibt es auch in anderen Städten. Sofern sie als Symbole Menschen haben, dürfen sie laut der Richtlinie für Signalanlagen (Rilsa) den Weg weisen.

Otto-Ampel
 In Emden gibt es eine Ampel mit dem Kult-Komiker Otto, in Mainz eine mit den ZDF-Mainzelmännchen und im hessischen Friedberg sogar drei Ampeln, die Elvis Presley zum Leben erwecken. Der leistete dort seinen Militärdienst ab.