Zahnwale orientieren sich seit Millionen von Jahren mit Schall durch die Meere. Wann sich im Laufe der Evolution die Echoortung entwickelt hat, ist noch ein Rätsel. Licht ins Dunkel könnte nun ein Millionen Jahre alter Fund bringen.

Stuttgart - Bereits vor 28 Millionen Jahren spürten Zahnwale ihre Beute ähnlich auf wie die heutigen Vertreter dieser Unterordnung, zu denen Delfine, Schweinswale, Pottwale und vier weitere Familien gehören: In ihrem Kopf erzeugten sie hohe Töne und orientierten sich mit Hilfe der Echos, die von ihrer Beute zurück geworfen wurden. James Carew vom Naturkundemuseum in der Hafenstadt Charleston im US-Bundesstaat South Carolina und seine Kollegen schließen das in der Zeitschrift „Nature“ aus dem versteinerten Schädel des ungefähr Delfin-großen Wales Cotylocara macei, der in der weiteren Umgebung des Museums gefunden wurde. Da Bartenwale diese Echoortung nicht kennen, dürften die Zahnwale dieses „Sehen mit dem Gehör“ sehr bald erfunden haben, nachdem sich die Entwicklung dieser beiden Unterordnungen nur wenige Jahrmillionen zuvor getrennt hatte.

 

Das Prinzip der „Melone“

Diese Orientierungsmethode ist raffiniert. Atmet ein Zahnwal über Wasser durch sein Blasloch, beginnen direkt darunter sitzende Stimmlippen und fettgefüllte Säckchen zu schwingen. Dabei entsteht ein Ton, der vom Schädelknochen und daran sitzenden Luftsäcken reflektiert wird. Ähnlich wie die Linse im Auge Lichtstrahlen bündelt, fokussiert ein „Melone“ genanntes Organ aus verschiedenen Fetten und Bindegewebe über dem Oberkiefer eines Zahnwales diese Schallwellen. Die entstandenen, kurzen Klicklaute sind häufig nicht einmal eine Zehntausendstel Sekunde lang.

Kurz hintereinander senden Delfine ein ganzes Bündel dieser Klicks im Ultraschallbereich scharf in eine Richtung. Werden diese meist sehr hohen Töne von härteren Gegenständen im Wasser wie einem Felsen oder einem Fisch reflektiert, fangen Delfine und andere Zahnwale die Echos mit einer komplizierten Struktur aus verschiedenem Fett- und Bindegewebe im hinteren Bereich ihres Unterkiefers auf und leiten sie zu ihren inneren Ohren weiter.