Was haben die landesweiten Verkehrsüberwachungsaktionen der Polizei gebracht? Die Sünderquoten in den Landkreisen sind teils deutlich unterschiedlich.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Wer rasen will, muss büßen. Und sei es auch im entlegensten Winkel. Auf der langen Geraden der Kreisstraße 3330, zwischen Gschwend-Rotenhar und Gaildorf-Unterrot, an der Grenze von Ostalbkreis und Schwäbisch Hall, hat es ein 25-jähriger Mini-Fahrer so richtig krachen lassen wollen – und auf 192 km/h beschleunigt. Das Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde hat er dabei nicht beachtet. Die Laserpistole eines Beamten auch nicht. Und das hat Folgen.

 

Eine Woche Blitzermarathon ist vorüber. Das baden-württembergische Innenministerium wird erst am Mittwoch eine Gesamtbilanz ziehen, da noch nicht alles registriert wurde. Immerhin haben die Polizeipräsidien nun aber ihre Zahlen zum sogenannten Speedmarathon vom Freitag vorgelegt. Inklusive dem Fall des Mini-Fahrers, der wohl den Ort Gschwend mit dem Begriff „geschwind“ verwechselt hat. Auf ihn warten drei Monate Fahrverbot, zwei Punkte in Flensburg und 700 Euro Bußgeld, die Bearbeitungsgebühren nicht eingerechnet.

Freitagsbilanz: 19 Fahrverbote in Stuttgart

Einigen Autofahrern ist die Überwachungsaktion teuer zu stehen gekommen – besonders am Haupttag, dem Freitag. Landesweit gab es 250 Fahrverbote, in den Landkreisen rund um Stuttgart waren es 85. In der Landeshauptstadt selbst müssen 19 Sünder pausieren – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Fahrverbote gibt es innerorts für Überschreitungen von mindestens 31 km/h oder bei zwei Sündenfällen innerhalb eines Jahres mit mindestens 26 km/h. Dabei hatte die Polizei vor allem auf die Laserpistole gesetzt. Statt Blitzlicht ein unsichtbarer Schuss mit anschließender Anhaltekontrolle. „Dabei gab es unter 9375 gemessenen Fahrzeugen 351 Verstöße“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Damit lag die Sünderquote von 3,7 Prozent relativ niedrig.

Erheblich mehr los war in den Flächenlandkreisen Rems-Murr, Ostalbkreis und Schwäbisch Hall. Das zuständige Polizeipräsidium Aalen entdeckte unter 28 796 Autofahrern neun Prozent, die zu schnell waren. Im Jahr davor lag diese Quote bei etwas über fünf Prozent. Dabei werden nun 30 Fahrverbote fällig. Immerhin: Im Rems-Murr-Kreis waren lediglich 77 von 7731 Fahrzeugen zu schnell – was eine Quote von nur einem Prozent bedeutet. Im Jahr davor waren es noch bemerkenswerte 20 Prozent.

Wo es niedrigere Sünderquoten gibt

Von 4,7 auf 4,1 Prozent sank die Temposünderquote in den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg. 15 991 Fahrzeuge wurden gemessen, 652 waren zu schnell unterwegs. Zwölf Sünderinnen und Sünder müssen mindestens einen Monat pausieren. „Wir verfolgen mit der Aktion vorrangig verkehrspräventive Ziele“, stellt der Ludwigsburger Schutzpolizeichef Markus Geistler fest.

Niedrigere Sünderquoten gibt es in den Landkreisen Esslingen, Reutlingen, Tübingen und Zollern-Alb: 2,3 Prozent. Am Freitag wurden knapp 37 000 Fahrzeuge ins Visier genommen, 854 erwiesen sich als zu schnell. In nächster Zeit müssen dort 18 Autofahrer andere Verkehrsmittel nutzen. Im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm ist die Sünderquote mit 2,2 Prozent bei mehr als 20 000 gemessenen Fahrzeugen ähnlich. In den betreffenden Kreisen Göppingen, Alb-Donau, Heidenheim und Biberach werden sechs Fahrverbote gegen Temposünder verhängt.