Der Logistikexperte Hans Lutz hat sich 2013 in die Riege der rekordverdächtigen Blutspender eingereiht. Seit seinem 18. Geburtstag ist der 52-Jährige Dauergast bei den Blutspendeterminen.

Waldenbuch - Die Zeugnisse der guten Tat schlummern in quadratischen Kästchen. Es sind kleine goldene Kreuze in einem Ring aus stilisiertem Eichenlaub. Wer genau hinschaut, erkennt am unteren Rand eine eingravierte Zahl. Der Waldenbucher Hans Lutz hat eine ganze Sammlung solcher Ehrennadeln. Seit seinem 18. Geburtstag ist der 52-Jährige Dauergast bei den Blutspendeterminen des Deutschen Roten Kreuzes. Im Jahr 2013 ist eine weitere Auszeichnung hinzugekommen: Mit seiner 125. Spende hat sich der Exportleiter einer Spedition für Luftfracht ins Reich der rekordverdächtigen Lebensretter katapultiert.

 

„Das liegt in der Familie“

Hans Lutz selbst sind solche Superlative eher unangenehm. „Das ist doch keine große Sache“, wiegelt er ab. Blutspenden ist für ihn so normal, wie für andere der Gang zum Kühlschrank. „Das liegt in der Familie“, sagt er. Sein Vater war Bereitschaftsführer beim DRK-Ortsverein in Krauchenwies bei Sigmaringen. Die Mutter engagierte sich als Helferin und der Sohn beäugte schon im Grundschulalter, wie sich der rote Lebenssaft der Spender durch transparente Schläuche den Weg in die Halb-Liter-Beutel bahnte. Kurz nach seinem 18. Geburtstag im Jahr 1979 rollte auch Hans Lutz den Ärmel hoch und nahm stolz den ersten gelben Spenderausweis in Empfang.

Inzwischen hat der Waldenbucher drei solcher kleinen Hefte, die dokumentieren, wo und wann ein Aderlass zu verzeichnen war. „Ich achte sehr darauf, dass ich vier Mal im Jahr zum Spenden gehe“, berichtet Lutz. Das ist nicht so einfach, wie es klingt. Arbeitszeiten und Spendetermine sind oft nur schwer in Einklang zu bringen. In seinem Beruf als Bäcker und Konditor kämpfte der junge Mann auf den spartanischen Rot-Kreuz-Feldbetten oft gegen den Schlaf. Heute steuert er nach einer Umschulung für eine Spedition am Stuttgarter Flughafen die Wege der Luftfracht rund um den Globus. „Das geht von morgens bis abends nonstop“, sagt er.

Spendenroute entlang des Arbeitswegs

Trotz der langen Arbeitstage und der großen Verantwortung macht der Waldenbucher bei den Blutspendeterminen keine Kompromisse. „So viel Zeit muss sein“, bekräftigt er und hat eine Spendenroute entlang des Arbeitswegs ausgetüftelt. Bei den DRK-Ortsvereinen in Waldenbuch, Steinenbronn, Echterdingen und Bernhausen ist der Mehrfachspender ein gern gesehener Gast. Und auch Hans Lutz profitiert von den regelmäßigen Zwischenstopps: „Ich habe dort mal eine halbe Stunde Ruhe und kann beim Vesper mit den Leuten schwätzen.“

Bei Maultaschen, Linsen mit Spätzle oder Chili con carne wird dann schon mal drüber nachgedacht, bei wem das gespendete Blut wohl landen mag. Hans Lutz ist einer der wenigen, die das nicht wirklich interessiert: „Ich sehe das ganz pragmatisch. Es wird gebraucht und soll demjenigen helfen, der es gerade benötigt.“ Der 52-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell man auf den kostbaren Lebenssaft angewiesen sein kann. „Ich war lange Zeit Motorradfahrer und habe ordentlich Lehrgeld bezahlt“, erzählt er. Das sind Momente, die prägen und die eigene Hilfsbereitschaft stärken. Hans Lutz weiß: „Keiner kann sagen, dass er nicht morgen selbst der Nächste ist.“

In 34 Jahren keine Komplikation

Mit Sorge beobachtet der Waldenbucher deshalb, dass die Zahl der Blutspender beständig zurückgeht. Verständnis hat er dafür nicht: „Das ist ein kleiner Stich mit großer Wirkung.“ Bei ihm habe es in 34 Jahren nicht eine Komplikation gegeben. Für Hans Lutz steht deshalb fest: Die goldenen Ehrennadeln in den kleinen quadratischen Kästchen sollen Zuwachs bekommen. Sein Ziel ist klar definiert: „Die 150. Spende will ich auf jeden Fall schaffen.“