„Muße“, „Emotion“, „Entspannung“ verspricht die Bodensee-Therme in Konstanz. Davon fühlt sich auch eine Gans angesprochen, die dort zu überwintern gedenkt.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Wasserdampf steigt aus dem 33,5 Grad warmen Außenbecken der Bodensee-Therme in den Samstagabendhimmel. Es sprudelt, dampft und spritzt wie in einem Hexenkessel. Paare dümpeln zwischen Sprudlern und Massagedüsen. Oder treiben durch den Strömungskanal. Alles ist in Blau und Grün und Rot getaucht.

 

Man könnte hier ewig vor sich hinblubbern, wäre da nicht diese seltsame Silhouette, die sich vor dem Wasserdampf abhebt. „Das ist doch eine . . .?“ Nein? Doch! Eine Gans aus Fleisch und Blut! Nichts Aufgeblasenes. Mit leichtem Beinschlag bahnt sie sich den Weg und umkurvt elegant die Badenden. Die teilen sich augenblicklich in zwei Fraktionen: hier das Team Müller-Lüdenscheid („Die Ente bzw. die Gans bleibt draußen!“), dort das Team Dr. Klöbner („Ich bade immer mit dieser Ente/Gans!“). Während Team Lüdenscheid versucht, die Gans mittels Wasserspritzer zum Verlassen des Beckens zu bewegen, schaukelt Team Dr. Klöbner munter nebenher.

Gesundheitsamt und Nabu sind eingeschaltet

Dieses Bild wiederholt sich seit vier Wochen. Solange sei die Gans schon Badegast, erklären die Bademeister staunenden Besuchern. Versuche, sie ins nahe gelegene Strandbad Hörnle zu verbringen, hätten keinen Erfolg gehabt. Nach kurzer Zeit sei sie wieder in der Therme aufgetaucht.

Die für die Konstanzer Bäder zuständigen Stadtwerke haben jetzt das Gesundheitsamt um eine Einschätzung gebeten. Ist das Baden mit Gans im Thermalwasser gesundheitlich bedenklich oder nicht? Reicht der Chloranteil, um die Hinterlassenschaften zu neutralisieren? Die amtliche Antwort steht noch aus. Auch der Tierschutz ist eingeschaltet. Denn so ohne Weiteres kann die Gans, bei der es sich möglicherweise um eine ursprünglich in Asien beheimatete Streifengans handelt, nicht vergrämt werden. Die Geschichte ist also noch nicht auserzählt.

Dafür hat der Zugvogel schon einen Namen: In Anlehnung an einen Kollegen, der jüngst die Arbeitsstelle wechselte, nennen die Konstanzer Bademeister ihre Warmbadegans „Steffen“. Zum Glück nicht (St.) Martin.