UN und Hilfsorganisationen dokumentieren schwerste Verbrechen der Regierungstruppen in Myanmar. Zugleich beklagen sie ein nachlassendes Interesse der internationalen Gemeinschaft.

Am Jahrestag des Militärputsches in Myanmar haben Bürger in den Großstädten des südostasiatischen Landes ihren Protest still zum Ausdruck gebracht. Nach einem Aufruf des Widerstands zu einem „Stillen Streik“ blieben nach Angaben von Bürgern und örtlichen Journalisten viele Menschen zu Hause, ließen ihre Fahrzeuge stehen und hielten Geschäfte geschlossen.

 

Regierungskritische Medien aus Myanmar veröffentlichten im Internet Fotos von spärlich befahrenen, fast menschenleeren Hauptverkehrsstraßen und geschlossenen Ladenzeilen in den Großstädten Mandalay und Yangon. Kurzzeitig sehr laut wurde der Protest örtlichen Medien zufolge am Morgen, als an mehreren Orten junge Menschen gemeinsam nach Freiheit und Gerechtigkeit riefen.

Das Militär in Myanmar hatte sich im Februar 2021 an die Macht geputscht und die gewählte Regierung von Aung San Suu Kyi gestürzt. Seither unterdrückte die Regierung Proteste brutal. Kritische Bürger und Medien lässt sie gnadenlos verfolgen. Mittlerweile haben Gegner der Junta zu den Waffen gegriffen. Die Militärregierung sieht sich mit dem Widerstand prodemokratischer Rebellen konfrontiert und bekämpfte zuletzt auch Guerillagruppen ethnischer Minderheiten, die seit Langem für mehr Autonomie kämpfen.

Auch im Nachbarland Thailand trugen Myanmaren den Protest auf die Straße. Etliche Demonstranten versammelten sich am Donnerstag vor einem Gebäude der Vereinten Nationen in Bangkok, viele hielten ein Bild der Friedensnobelpreisträgerin hoch.

Riskante Flucht über das offene Meer

Das Hilfswerk UNHCR hatte sich zuvor besorgt über die gestiegene Zahl an gestorbenen und vermissten Rohingya-Flüchtlingen auf hoher See geäußert. Im vergangenen Jahr hätten 569 Rohingya-Flüchtlinge die Fahrt über das Andaman-Meer und den Golf von Bengalen nicht überlebt oder seien seitdem nicht mehr auffindbar, teilte UNHCR-Sprecher Matthew Saltmarsh diese Woche in Genf mit. Das sei die höchste Zahl an Opfern seit 2014, als 730 Menschen gestorben seien oder als vermisst galten. Die Rohingya flüchten in oft kaum seetauglichen Booten über das Andaman-Meer und den Golf von Bengalen in Richtung Süden, um der Verfolgung durch das Militär in Myanmar und der extremen Armut in den Flüchtlingslagern in Bangladesch zu entkommen.

In den drei Jahren seit dem Putsch von Februar 2021 verübte das Militär in Myanmar laut UN-Ermittlern schwere Verbrechen. Bei den Angriffen des Militärs auf Oppositionelle oder mutmaßliche Gegner seien Tausende Menschen getötet und etwa zwei Millionen vertrieben worden, heißt es. Die Ermittler hätten wahllose Luftangriffe auf Siedlungen, Massentötungen von Gefangenen, die Zerstückelung und Schändung von Leichen, Vergewaltigungen und die vorsätzliche Brandstiftung ganzer Dörfer dokumentiert. Das Militär habe Proteste gewaltsam niedergeschlagen und Tausende politische Gegner ohne Gerichtsverfahren inhaftieren lassen. Die Gefangenen hätten häufig Folter, Misshandlungen und sexuelle Gewalt ertragen müssen. Die Staatengemeinschaft müsse sich dem Problem endlich zuwenden.