Brisanz im Wahlkampf: In Kaisersbach im Welzheimer Wald tritt unter anderem der Kämmerer Michael Clauss gegen die Amtsinhaberin Katja Müller an.

Kaisersbach - Der Begriff „Triell“ ist medial kurz und knackig und etwas sensationsheischend in Zeiten des Bundestagswahlkampfes für den Dreikampf von drei Bewerbern um politische Macht kreiert worden. Auch in Kaisersbach sind es – sieht man vom umstrittenen Dauerbewerber Samuel Speitelsbacher ab – drei Menschen, die sich ernsthaft ums höchste Amt bewerben, das im kommunalen Rathaus in diesem Fall. Die brisante Konstellation in der 2500-Seelen-Kommune im Welzheimer Wald: Zwei von ihnen sitzen derzeit schon dort – die seitherige Amtsinhaberin Katja Müller (49) und ihr Kämmerer Michael Clauss, ebenfalls 49.

 

Der Kämmerer tritt gegen seine Chefin an

Der Dritte im Bewerberbund ist der Kaisersbacher Vermessungsingenieur Heiko Eberhard (51). Und um die ohnehin recht brisante Konstellation zwischen Chefin und dem seit gut einem Jahr amtierenden Mann fürs Finanzielle zu vervollständigen, tritt der „Externe“ laut seinen Aussagen bei der öffentlichen Kandidatenvorstellung in der Kaisersbacher Gemeindehalle vor allem deshalb an, weil er von dem aktuellen Regime im heimatlichen Rathaus so gar nicht viel hält.

„Auf dem Herweg ist mir der Henkel von meiner Tasche gebrochen. Vor Ihnen liegen symbolisch acht Jahre Misswirtschaft in Kaisersbach“, leitet er seine Bewerbungsrede ein und knallt einen Stapel Zeitungsartikel aufs Rednerpult. Auch im Folgenden gleicht sein Vortrag einer persönlichen Abrechnung mit der Amtsinhaberin. Welche Projekte denn bei ihm künftig liegen bleiben würden, wenn erst die Berge an Nichterledigtem auf dem Schultesschreibtisch abarbeiten wolle, lautete denn auch eine fast bissige Frage aus dem Publikum. „Keine, die werden eingetaktet“, sagt der Vermesser. Er sei „gut vernetzt in Kaisersbach, Kirchengemeinderat und Techniker für den Kinderchor“, betont der Mann, der als Motto angibt: „Nicht jammern, sondern machen.“ Und: „Ich habe erfolgreich dafür gekämpft, dass alle Bushaltestellen in den Teilorten erhalten bleiben.“

Die Amtsinhaberin will ihre Arbeit fortsetzen

Katja Müller wiederum, als zeitlich erste Bewerberin auch bei der Vorstellung vor rund 180 Interessenten in der Gemeindehalle an der Reihe, betonte die aus ihrer Sicht „erfolgreiche Arbeit der letzten acht Jahre“, die sie gerne fortsetzen würde. Beim Feuerwehrhaus etwa, das Dank der von ihr eingeworbenen Fördermittel nun genügend Platz aufweise. Oder beim Ausbau von Wohnbauflächen, die zudem für die Kommune finanzielle Freiräume schafften.

Das Thema Breitbandausbau begleite sie seit acht Jahren. Zunächst seien Leerrohre vom Gemeinderat nicht gewünscht gewesen. 2016 sei der Eigenanteil für die Finanzierung des Breitbandausbaus für Kaisersbach zu hoch gewesen. Das Gute an den Verzögerungen: Jetzt winkten statt einst 70 nunmehr 90 Prozent an Förderung. „Jetzt kann jedes Haus Glasfaser bekommen“, erklärte Katja Müller. „In den nächsten drei Jahren wird sich meine Arbeit auszahlen.“ Der finale Werbeblock der Amtsinhaberin: „Mit meinem ganzen Herzen und meinem großen Sachverstand möchte ich mich auch weiterhin für unsere wunderbare Heimatgemeinde einsetzen“, sagte sie.

Der Umgang mit Bürgern wird kritisiert

„Im Frühjahr, als die Bürgermeisterin ausgefallen ist, habe ich für mehrere Wochen ihre Aufgaben im Rathaus wahrgenommen“, berichtete Hauptherausforderer Michael Clauss. Und trotz seiner Unterstützung für die Bürgermeisterin und aller Loyalität habe er feststellen müssen, dass die Projekte für die Gemeinde nicht so vorangingen, wie sie eigentlich müssten. „Auch der Umgang mit Bürgern, Unternehmen, Vereinen und dem Gemeinderat ist in Summe nicht so, wie er sein sollte.“ Ihm sei klar geworden, so könne es in Kaisersbach nicht weitergehen. „Das geht besser. In und für Kaisersbach ist mehr möglich.“ Er stehe für mehr Tempo und mehr Transparenz im Rathaus, sagte der Kämmerer. „Ich finde Kaisersbach ist mehr, kann mehr – und deshalb habe ich mich zur Kandidatur entschlossen.“