Im ersten Durchgang der Bürgermeisterwahl in Gemmrigheim (Kreis Ludwigsburg) hat Monika Chef die absolute Mehrheit verpasst.

Gemmrigheim - Leicht zerknirscht, aber gefasst tritt die Amtsinhaberin vor das Wahlvolk. Kurz vor 20 Uhr zeigt sich Monika Chef im Sitzungssaal des Gemmrigheimer Rathauses, um bekannt zu geben, dass sie das für sie enttäuschende Wahlergebnis "zur Kenntnis" nimmt. Nur 45,6 Prozent der Wähler (absolut: 764 Stimmen) wollten Chef weitere acht Jahre als Rathauschefin haben. Auch wenn ihre drei Mitbewerber deutlich schlechter abschnitten – es reicht nicht. In zwei Wochen wird erneut gewählt, dann reicht eine einfache Mehrheit.

Am vergangenen Freitag wurde Monika Chef von der FDP erneut für die Landtagswahl im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen nominiert. Die Bürger in Gemmrigheim jedoch wollten sich am Sonntag nicht mehrheitlich zu ihr bekennen. Mit 58,6 Prozent liegt die Wahlbeteiligung erstaunlich niedrig. "Davon bin ich enttäuscht", sagt Monika Chef, "ich hätte gehofft, dass mehr Gemmrigheimer sich für Kommunalpolitik interessieren." Ob sie bei der Stichwahl wieder antritt, will sie erst im Laufe der Woche entscheiden. Bis in zwei Tagen, am Mittwoch um 18 Uhr, müssen die Bewerber ihre Unterlagen einreichen.

Stuttgarter Uwe Matteis gibt sich zuversichtlich


Ihr schärfster Kontrahent, der 49-jährige Unternehmensberater Jürgen Böhm, holte 446 Stimmen oder 26,6 Prozent. Bei der Wahl vor acht Jahren war es noch ein starkes Drittel der Voten gewesen. Vielleicht hat der frühere SPD-Gemeinderat deshalb nach Bekanntgabe der Ergebnisse fluchtartig den Saal verlassen. Zuversichtlich zeigt sich Uwe Matteis. "20,3 Prozent, das kann sich doch sehen lassen", sagt der 39-jährige Betriebswirt aus Stuttgart. Er wolle auf jeden Fall zur Stichwahl antreten, "bis dahin muss ich noch einige davon überzeugen, dass ich der Bessere bin." Im Wahlkampf hatte der Leiter eines Möglinger Kindergartens Sympathiepunkte gesammelt, weil er sich in der Gemeinde eingemietet hatte. 340 Gemmrigheimer gaben ihm am Sonntag die Stimme.

Wohl nicht mehr antreten wird der vierte Bewerber, Andreas Kollay. Der 46-jährige Bürgermeister der Gemeinde Burgoberbach im Kreis Ansbach (Bayern) kam nur auf 4,7 Prozent der Stimmen, 79 Wähler votierten für ihn. "Ich habe zu wenig im Wahlkampf getan", räumt er selbstkritisch ein. Das sei mit seinem momentanen Amt zeitlich eben schwer vereinbar. Er will zwar erst noch "eine Nacht drüber schlafen", bevor er entscheidet, ob er die Flinte ins Korn wirft. Aber er sagt: "Ich wünsche auf jedem Fall demjenigen, der gewählt wird, alles Gute."

Monika Chef ist seit 16 Jahren Bürgermeisterin von Gemmrigheim. Der 51-jährigen Verwaltungswirtin war von den Gegenkandidaten, aber auch von Bürgern mangelnde Präsenz im Ort vorgeworfen worden. Seit ihr Lebensgefährte Michael Bauer Bürgermeister in Ingelfingen ist, bildet Gemmrigheim nicht mehr ihren alleinigen Lebensmittelpunkt. Viele Bürger hatte verwirrt, dass Monika Chef vor vier Jahren angekündigt hatte, nach Ingelfingen zu ziehen und nicht mehr in Gemmrigheim zu kandidieren. Dann jedoch hatte sie einen doppelten Rückzieher gemacht.