Gerade noch in seiner Amtszeit hat der Bürgermeister Werner Möhrer das umstrittene Thema Nahversorgung abgeschlossen. Sein Nachfolger muss neue Schwerpunkte setzen.

Löchgau - Kurz vor der morgigen Bürgermeisterwahl hat sich ein großes Löchgauer Problemthema in Wohlgefallen aufgelöst: die Nahversorgung. Nach jahrelangem Ringen um den neuen Standort hat vor Kurzem der vergrößerte Edeka am Ortsrand eröffnet. Und nicht nur das. Die Ladenfläche des alten Edeka in der Ortsmitte wird fast nahtlos weiter genutzt: Kurz vor Weihnachten wird dort ein Bonus-Markt eröffnen – auch diese Ansiedlung war lange umstritten gewesen. Damit ist die Nahversorgung jedoch kein Wahlkampfthema mehr. Die drei Kandidaten wollen mit anderen Schwerpunkten trumpfen.

 

Große Brocken gebe es aber nicht mehr aufzuarbeiten, findet Werner Möhrer, der nach 24 Bürgermeister-Jahren in Löchgau aufhört. In der Tat sehen die Anwärter auf den Chefsessel im Rathaus, Robert Feil, Volker Zippert und Ulrich Raisch, ebenfalls kaum ein vordringliches Problem, sondern eher mehrere langfristige Ansatzpunkte.

Mehrere Themen sind gleich wichtig

Der 27 Jahre alte Verwaltungsfachmann Robert Feil hält kein Thema für herausragend, sondern mehrere für gleich wichtig. So ist für ihn die Ortskernbelebung eine Daueraufgabe, auch der Belastung durch den Durchfahrverkehr im Ort will er sich annehmen, sollte er gewählt werden. Zudem würde er alles daran setzen, eine Gemeinschaftsschule zu etablieren, um angesichts rückläufiger Schülerzahlen die Jakob-Löffler-Schule langfristig erhalten zu können. Und nicht nur die jungen Bürger hat der Leiter der Kämmerei in Billigheim (Odenwald) im Fokus: Er will auch die Angebote für Senioren ausweiten.

Sein Erfolgsrezept sei der Dialog mit den Bürgern, sagt Robert Feil. „Ich weiß, wie man die Menschen erreicht“, sagt er. Er sei zwar jung, habe dafür aber schon viel Verwaltungserfahrung. Schließlich habe er schon früh Verantwortung übernommen: Feil ist bereits mit 25 Jahren Amtsleiter geworden. Hinzu komme, dass er durch seine persönliche Lebenssituation ganz nah an den Menschen sei. „Mein Sohn geht in den Kindergarten, da bekommt man viel vom Alltag der Bürger mit.“

Als Unternehmer auf Job an der Verwaltungsspitze vorbereitet

Volker Zippert kann zwar keine Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung vorweisen. Aber er ist überzeugt, dass seine jahrelange Tätigkeit als Unternehmer und Unternehmensberater ihn ebenfalls gut auf einen Job an der Rathausspitze vorbereitet hat. „Die Verwaltung ist eine ähnliche Organisation wie eine Firma“, findet der 52-Jährige. Es gelte, mit begrenzten Mitteln etwas zu gestalten. Bis jetzt neige die Verwaltung aber nicht dazu, diese Aufgabe sehr kreativ anzugehen – das wolle er im Falle seiner Wahl ändern.

Auch Zippert sieht die Rettung der Schule als drängendes Problem. Allerdings wolle er das Thema langfristig angehen. Es gelte in erster Linie, Löchgau attraktiv zu halten, um junge Familien anzuziehen, deren Kinder wiederum den Fortbestand der Schule sichern könnten. Zudem sei es ihm ein Anliegen, die bereits begonnenen energetischen Sanierungen der Kindergärten fortzuführen, sagt Zippert. Der Durchgangsverkehr sei zwar ebenfalls ein Problem im Ort, „aber ich sehe keine Möglichkeit, die Situation zu verbessern“. Schließlich habe es bereits vergebliche Vorstöße für eine Umfahrung gegeben. „Hier ist eine überregionale Lösung notwendig“, sagt Volker Zippert.

Reaktivierung des Nagelmuseums im Sinn

Der Stuttgarter Musikpädagoge Ulrich Raisch würde sich als Bürgermeister vor allem um das Thema Kultur kümmern. Er könnte sich die Reaktivierung des Nagelmuseums vorstellen, ebenso den Umzug der Bücherei auf das Sonnenareal. Diese solle dann als Ort der Begegnung sowie als Raum für Kulturveranstaltungen dienen. Raisch glaubt, dass er vor allem mit seinem Wissen im pädagogischen und kulturellen Bereich punkten kann: „Meine Erfahrung hier kann keiner wettmachen“, sagt er.