Die Kritiker des langjährigen Bürgermeisters bedauern, keinen Gegenkandidaten gefunden zu haben. Ingo Hacker (Freie Wähler), erachtet das konkurrenzlos eingefahrene Votum von rund 77,9 Prozent der Stimmen als „durchaus passables Ergebnis“.

Neuhausen - Es ist sicherlich kein Traumergebnis“, räumt der Neuhausener Bürgermeister Ingo Hacker (Freie Wähler) am Tag nach seiner Wiederwahl ein. Aber seine 77,9 Prozent bei einer Wahlbeteiligung von nur etwa 25,3 Prozent erachte er als „durchaus passables Ergebnis“. Dass 490 Wähler (rund 22,1 Prozent) andere Namen auf den Stimmzettel geschrieben haben – unter anderem sechsmal den von Hackers Ehefrau Petra – nehme er so hin. Protestwähler gingen „immer zur Wahl“, sagt der 57-jährige Diplom-Verwaltungswirt. Zudem könne man es in 24 Dienstjahren „nicht allen recht machen“.

 

Gabriele Probst, die Vorsitzende der Gemeinderatsfraktion Initiative Grüne Liste (IGL), sieht das anders. Die Gegenstimmen und ungültigen Wahlzettel zeigten, dass in der 12 000-Einwohner-Gemeinde „im Grunde eine Wechselstimmung zu spüren“ gewesen sei. Aber bedauerlicherweise sei es nicht gelungen, einen Gegenkandidaten für Hacker zu finden – auch der IGL nicht, „trotz intensiver Suche“.

Kritiker finden keinen Gegenkandidaten

Das liege zum einen an der Tatsache, dass sich ein seit 24 Jahren amtierender Bürgermeister erneut bewirbt und zum anderen an dem von Hacker geschickt gewählten Termin für den Urnengang, der einen möglichen Wahlkampf bewusst in die Sommerferien gelegt habe. Aber auch über die geringe Wahlbeteiligung ist Gabriele Probst enttäuscht. Wählen zu gehen sollte ihrer Ansicht nach „als Pflicht verstanden werden“, sagt sie. Die 490 Gegenstimmen und 137 bewusst ungültig gemachten Stimmzettel seien ein „legitimes Mittel“, um Unzufriedenheit auszudrücken. Diese Bürger hätten deutlich zum Ausdruck gebracht: „Wir sind mit seiner Arbeit nicht zufrieden.“

Das gilt auch für Teile des Gemeinderats, die mit dem ihrer Ansicht nach rüden Umgangston des Rathauschefs im Gremium hadern. Diesen Kritikern hält Ingo Hacker entgegen, sie hätten dann eben einen Gegenkandidaten aufstellen „oder selbst kandidieren“ müssen, wenn sie einen Wechsel wünschen. Die Gegenstimmen resultieren seiner Ansicht nach auch aus einer Kampagne in den sozialen Medien, die dazu aufgerufen habe, aus Protest Nachbarn, Freunde und Familienmitglieder auf die Stimmzettel zu schreiben und die mit No-Future-Plakaten Stimmung gegen ihn gemacht habe.

Internet-Aktion „kein gutes Mittel“

Diese Aktionen empfindet auch Mariela Herzog, die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat, als „kein gutes und nicht unbedingt demokratisches Mittel“, um Protest auszudrücken. Es werde immer Kritiker der Person Ingo Hacker und dessen Arbeit geben, aber Fakt sei, dass dieser in den vergangenen Jahren „den Ort vorangebracht und gute Arbeit geleistet“ habe. Wer anderer Ansicht sei und eine Veränderung wünsche, „hätte einen Gegenkandidaten stellen müssen“, sagt Mariela Herzog.

Gabriele Probst hätte sich das sehr gewünscht. Aber es ist weder ihrer noch einer anderen Fraktion gelungen, einen Konkurrenten für den seit 1995 amtierenden Bürgermeister zu finden. Ansonsten hätte die IGL „auch jeden anderen Bewerber unterstützt“. So aber wurde Ingo Hacker zwar mit Stimmeneinbußen, doch konkurrenzlos im Amt bestätigt und blickt am Tag nach der Wahl nach vorne: „Heute geht das Geschäft wieder weiter.“