Demnächst beginnt das Wettbieten um die Fernsehrechte. Die Fußball-Clubs hoffen auf einen Konkurrenten für den Pay-TV-Kanal Sky, um mehr Geld herauszuschlagen. Und die ARD-„Sportschau“ könnte die Spiele an einen Privatsender verlieren.

Stuttgart - Die englische Premier League rühmt sich gern als beste Liga der Welt, aber selbst die Top-Clubs sind international kaum konkurrenzfähig. In der deutschen Bundesliga dagegen wird nicht nur in der Spitze, sondern dank des breiten Mittelfelds auch in der Breite deutlich besser Fußball gespielt. Trotzdem kassieren die englischen Vereine für die Übertragungsrechte mit 2,3 Milliarden Euro pro Jahr von der kommenden Saison an ungleich mehr Geld. Hierzulande müssen sich die 36 Vereine der ersten und der zweiten Liga mit 835 Millionen Euro begnügen und liegen damit noch hinter den Ligen in Spanien (1,5 Milliarden Euro) und Italien (1,1 Milliarden Euro).

 

Aber das soll sich ändern, denn demnächst sind die TV-Rechte wieder auf dem Markt, und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erwartet eine deutliche Steigerung der Erlöse, um innerhalb Europas wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine Milliarde ist das Minimum, insgeheim liebäugelt man mit 1,5 Milliarden Euro. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf dem Pay-TV-Markt. Sky ist allerdings schon jetzt der größte Umsatzbringer, und weil der Bezahlsender in der Vergangenheit kaum ernsthafte Nebenbuhler hatte, konnte die DFL auch keine überhöhten Preise diktieren. Die absurden Zahlen aus England erklären sich aus der Konkurrenz zwischen den Anbietern Sky und British Telecom (BT). Britische Sky-Kunden zahlen mindestens sechzig Euro für ihr Abonnement, bekommen dafür aber nicht mal ein Drittel der Live-Spiele zu sehen; British Telecom verkauft das Abo für 27 Euro und überträgt knapp vierzig Partien.

Solche Verhältnisse hätte die DFL auch gern in Deutschland. Die Frage ist nur: wer wäre ein ernsthafter Konkurrent für Sky? Der aus dem früheren Premiere hervorgegangene Sender hat ewig gebraucht, um endlich schwarze Zahlen zu schreiben. Heute gehört Sky nur deshalb zum weltweit aktiven Medienkonglomerat von Rupert Murdoch, weil der Vorbesitzer Leo Kirch mit Premiere Pleite gemacht hat. Bezahlfernsehen hat es hierzulande traditionell schwer, weil es im Gegensatz zu allen anderen großen europäischen Fernsehmärkten ein florierendes frei empfangbares Fernsehen gibt. In England ist das nicht der Fall. Dort sind es die Zuschauer gewohnt, dass sie zahlen müssen, wenn sie neben der öffentlich-rechtlichen BBC und den wenigen werbefinanzierten Sendern noch weitere Programme empfangen wollen – jeder fünfte Haushalt ist daher Pay-TV-Kunde. In Deutschland hat Sky hingegen gerade mal an die 4,5 Millionen Abonnenten.

Die DFL wünscht sich einen Mitbieter im Bezahlfernsehen

Das liegt nicht zuletzt an der fehlenden Exklusivität. Wem nicht so viel daran liegt, die Bundesligapartien seines Herzensvereins live zu verfolgen, ist mit der ARD-„Sportschau“ gut bedient. Den DFB-Pokal gibt es ebenfalls auch im Ersten, die Champions League im ZDF, die Euro League bei Sport 1. Deshalb fällt der Abopreis für das deutsche Sky mit durchschnittlich gut dreißig Euro auch vergleichsweise moderat aus. Diese Rahmenbedingungen sind aus Sicht der deutschen Clubs denkbar ungünstig, gerade in bezug auf die Bundesliga. Die „Sportschau“-Berichterstattung über die Erste Liga beginnt nicht mal neunzig Minuten nach dem Abpfiff. Das wäre in anderen Märkten, in denen das in halb Europa vertretene Sky deutlich mächtiger ist, undenkbar. Dort werden die Spielberichte im Free-TV frühestens ab 22 Uhr gezeigt – wenn überhaupt.

Daher hat die DFL vorgeschlagen, die „Sportschau“ deutlich abzuspecken. Die Bundesligaberichte würden erst um 19.15 Uhr beginnen (bisher 18.40 Uhr) und sich auf die Höhepunkte beschränken. Die ARD hat dieses Szenario allerdings bereits zurückgewiesen. Eine Verlegung der „Sportschau“ auf den späten Abend käme ebenfalls nicht in Frage, und mehr als die geschätzten 100 Millionen Euro, die der Senderverbund zur Zeit zahlt, sind wohl auch nicht drin. Ein Privatsender könnte möglicherweise deutlich tiefer in die Tasche greifen. RTL hat der ARD die Bundesliga 1988 schon einmal weggeschnappt.

Größere Hoffnungen setzt die Fußball-Liga jedoch ins Bezahlfernsehen. Hier braucht der Markt nach Ansicht der DFL dringend einen Mitbieter, der Sky entweder dazu zwingt, mehr zu bezahlen als die aktuell knapp 490 Millionen pro Saison, oder der – wie in England – ein Stück vom Fußballkuchen abbekommt, also beispielsweise die Freitags- und/oder die Sonntagsspiele.

Schon Wochen vor dem offiziellen Beginn des Bieterwettstreits im April machen daher illustre Namen die Runde. Die Internetgiganten Google, Yahoo und Amazon werden bei solchen Gelegenheiten immer wieder gern genannt, auch die Discovery-Tochter Eurosport, erst recht seit dem Erwerb des Olympia-Pakets. Telekom („Liga total!“) und der Springer-Konzern haben in diesem Bereich ebenfalls bereits mitgemischt. Als Geheimtipp wird zudem der Streamingdienst Netflix genannt, der auf dem deutschen Markt noch nicht so überzeugend Fuß gefasst hat wie anderswo. Ein potenter, bislang aber kaum bekannter „Player“ wäre zudem die britische Perform Group, die hierzulande unter anderem das Sportportal Spox betreibt und Sky bei den Premier-League-Rechte überboten hat.

Noch ist zwar alles in der Schwebe, aber teurer wird der Live-Fußball wohl in jedem Fall, erst recht, wenn es einen zweiten Anbieter geben sollte; außerdem droht eine weitere Zerstückelung der Spieltage. Wer auch in Zukunft Zugriff auf alle Live-Partien haben will, wird womöglich zwei Abonnements abschließen müssen. Da Bundesligaspiele anders als etwa die WM-Auftritte der Nationalmannschaft kein Ereignis von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung sind, wie es im Rundfunkstaatsvertrag heißt, könnten sie im schlimmsten Fall auch komplett aus dem frei empfangbaren Fernsehen verschwinden. Bis zum Beginn der Europameisterschaft Anfang Juni will die DFL klare Verhältnisse schaffen.