Im Schicksalsjahr 1933 traf sich eine Architektenelite in Marseille, um auf einer Kreuzfahrt die Stadt der Zukunft zu planen. Mit an Bord: der visionäre Architekt Le Corbusier, der ein Faible für Stadtautobahnen und Wolkenkratzer hatte. Heute gilt die funktionale, autogerechte Stadt als historischer Irrweg. Eine Revision.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Der Mensch wird so, wie die Stadt ihn macht, und umgekehrt.“ Diesem Satz des deutschen Psychoanalytikers Alexander Mitscherlich können alle unumwunden zustimmen, die allmorgendlich im Stau stehen und mit den Fäusten frustriert das Lenkrad traktieren, wenn wieder einmal nichts vorangeht. Die Stadt und die Wut: Millionen Angestellte versuchen Tag für Tag, mit dem Auto aus einer Einfamilienhaussiedlung in der Peripherie in eine City zu gelangen, wie es Neudeutsch heißt. In ein Stadtzentrum also, das nicht selten dementsprechend aussieht: wie eine zubetonierte Leerstelle mit verglasten Bürotürmen, unwirtlichen Parkhäusern, breiten Straßenschneisen und angeblichen Plätzen, die kaum mehr als Verkehrskreuzungen mit Schilderwäldern sind.