Krake Paul hatte bei der Fußball-WM alle Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft "vorhergesagt". Nun wird seine Geschichte verfilmt.

Peking - Der Krake Paul soll China erobern. Schon Ende August wird die Geschichte des Fußballorakels aus dem Oberhausener Sealife-Centre in die chinesischen Kinos kommen, erklärt die Produzentin Song Ping gegenüber der Stuttgarter Zeitung. "Die Oktopusszenen werden in den kommenden Tagen in den Pekinger Filmstudios gedreht", so Song. Die Hauptrolle in der Krimikomödie mit dem Titel "Tötet Krake Paul" übernimmt jedoch ein chinesischer Artgenosse. "Wir hätten gerne den echten Paul gehabt, aber es hat nicht geklappt", so Song. "Deswegen haben wir uns jetzt aus chinesischen Aquarien Oktopusse besorgt und probieren gerade aus, welcher der beste Schauspieler ist."

Der weltbekannte Krake hatte während der Fußball-WM alle sieben Ergebnisse der deutschen Nationalmannschaft "vorhergesagt", indem er sich Muschelfleisch aus mit Flaggen markierten Futterkisten angelte. Pauls Ruhm ist für das Filmteam um die bekannte Regisseurin Xiao Jiang ein Glücksfall. Während der WM drehten sie in Südafrika einen Spielfilm über zwei chinesische Fußballer, die in eine verzwickte Handlung um die Vorhersage von Spielergebnissen gezogen werden. "Anfangs wollten wir einen Papagei als Orakel benutzen, aber später entschieden wir uns für einen Zauberwürfel", erzählt Song. "Als dann Paul durch die Medien ging, haben wir das Drehbuch noch einmal umgeschrieben."

In der Klamotte, der ursprünglich "Heiße Liebe Südafrika" heißen sollte, treten unter anderem die chinesischen Fußballstars Zhang Shuai und Xie Hui sowie die bekannten Sportkommentatoren Huang Jianxiang und Li Chengpeng auf. Die Produzenten, die staatliche China Film Group und die Beijing Filmblog Media, wollen ihren Film auch in Deutschland in die Kinos bringen. "Wir möchten Paul auch gerne für die Uraufführung nach China einladen", erklärt die Produzentin.

Neuer Krakenkult


Die Filmemacher sind nicht die Einzigen, die von Pauls Ruhm zu profitieren versuchen. In China wird Paul inzwischen auf Kleidung, Taschen und USB-Sticks vermarktet. Kindern spielen plötzlich mit Krakenkuscheltieren. Im Internethandelsforum Taobao haben einige Anbieter die Worte "Zhangyu Baoluo " - so heißt "Oktopus Paul" auf Chinesisch - sogar nur deshalb in ihre Seitenbeschreibung aufgenommen, um die Klickraten zu erhöhen.

Die Tentakel des Krakenkults reichen bis in die Schanghaier Weltausstellung, wo die Internationale Gesellschaft für Entwicklungs-Informationsnetzwerke (Devnet) in ihrem Pavillon eine eigene Paul-Briefmarke sowie einen Paul-Stempel anbietet. Vor der bisher meist leeren Ausstellung muss man seitdem stundenlang anstehen. Das Schanghaier Ozeanaquarium hat angekündigt, nun ebenfalls Oktopusse züchten und bei den Asienspielen im November in Guangzhou sein eigenes Orakel befragen zu wollen. Das chinesische Paul-Vertrauen geht so weit, dass ein Privatanleger in der südchinesischen Provinz Fujian einen Oktopus gekauft hat, um ihn Aktienkurse vorhersagen zu lassen. Als der Fisch sich irrte, soll er nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua frittiert worden sein.

Dass die Deutschen Paul sogar seine Niederlagenprognose gegen Spanien verziehen haben, war vergangene Woche Thema beim Chinabesuch von Kanzlerin Angela Merkel. Bei einem Treffen mit Intellektuellen erklärte ihr der prominente Blogger Michael Anti im Scherz, Paul sei ein Symbol für die Redefreiheit.