Mit Gesangsvideos unternehmen die Chöre vom Musikwerk Stuttgart eine Spendenaktion für die italienische Kleinstadt Vacri

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Seit Jahrzehnten ist die italienische Adria für viele Deutsche das beliebteste Urlaubs-Wohnzimmer im Sommer. Auf mehreren hundert Küstenkilometern gibt es zwischen Venedig und Bari so ziemlich alles, was das Leben schön und angenehm macht.

 

Wer aber mal dort von seinem Urlaubsort aus einen Ausflug ins Landesinnere unternimmt, und seien es auch nur 40 oder 50 Kilometer, trifft häufig auf ein ganz anderes Bild: Eine lange vernachlässigte Infrastruktur in einer gebirgigen Gegend; entsprechend schlecht ist die Versorgungslage; häufig wohnen dort die alten Menschen, die das karge Leben jenseits des Urlaubsparadieses seit Jahrzehnten kennen.

Solch eine Kleinstadt ist Vacri in den Abruzzen bei Pescara. Mit der Corona-Pandemie ist da nun vieles noch um einiges schlimmer geworden. Überhaupt hat es Italien härter getroffen als Deutschland. „Dort werden Lebensmittel-Gutscheine ausgegeben, und immer noch fehlt es den Krankenhäusern an Schutzausrüstung“, sagt Alina Martin vom Musikwerk Stuttgart.

Die vier Jugendchöre vom Musikwerk haben es jetzt in Zeiten des absoluten Nicht-Singens in der Gemeinschaft ziemlich schwer. Aber sie wissen auch, dass sie auf einem vergleichsweise hohen Niveau klagen.

Beste Ortskenntnisse

Woher sie das wissen? – „Wir kennen eine Italienischlehrerin, die aus Vacri kommt“, sag Martin. „Sie hat Kontakte in ihre Heimatstadt, kennt sich also dort gut aus.“ Und da war die Idee schnell geboren, eine Spendenaktion ins Leben zu rufen zugunsten der Bürger von Vacri. „Durch die persönlichen Kontakte ist gewährleistet, dass das Geld komplett bei den Bedürftigen ankommt“, sagt Martin.

Mut und Zuversicht

Und die Musikwerk-Chöre steuern das dazu bei, was sie am besten können: singen. So klassisch wie sonst gewohnt geht das derzeit gerade auch nicht, dafür jetzt eben digital: Die Chormitglieder haben sich jeweils selbst filmend und singenderweise zu Hause aufgenommen, anschließend wurde dies zu einem Videoclip zusammengeführt. Der passende Titel dazu wurde schnell gefunden: „Keep holding on“, ein Song von Avril Lavigne, der Mut und Zuversicht vermittelt. Und die jüngeren vom Musikwerk haben ein eigenes Video erstellt mit Schillers „Ode an die Freude“ in der prominenten Beethoven-Vertonung.

Verbunden ist das jeweils mit einem Spendenaufruf zugunsten der Aktion „Pro Loco Vacri“. Eine Aktion, die gut ankommt: „In den ersten beiden Tagen sind 1000 Euro zusammengekommen“, sagt Martin. Inzwischen hat sich das mehr als verdoppelt, deshalb werden nun 5000 Euro angestrebt.

Gute Übung für die Chöre

Den Chören selbst kommt dies auch zugute, denn so bleiben sie zumindest etwas in Übung. Gemeinsame Proben oder gar Auftritte – dafür gibt es bis jetzt nicht einmal eine Perspektive, wann das wieder möglich sein kann. Deshalb wird digital via Telefonkonferenz geprobt. Das ersetzt nicht das reale Miteinander, aber etwas Ansporn gibt das schon. Und so entstehen schließlich auch solche Videos, die auf youtube unter Musikwerk Stuttgart angeschaut werden können. Dort gibt es auch den Spendenaufruf.