Ökonomisches Wachstum in Afrika? Das liegt unmittelbar im deutschen Interesse – aus mehreren Gründen, wie unser Redakteur Tobias Peter kommentiert.

Korrespondenten: Tobias Peter (pet)

Ein Weg, der zu selten betreten wird, wuchert zu. Das ist der Fehler, den Deutschland und ganz Europa in der Vergangenheit mit Blick auf Afrika gemacht haben. Während die Chinesen sich in China Rohstoffe gesichert und Geschäfte gemacht haben, gab es aus Deutschland vor allem Entwicklungshilfe, die unterm Strich zu wenig echter Entwicklung führte. Doch beutet China Afrika nicht aus? Wer das jemandem aus der noch immer viel zu kleinen afrikanischen Mittelschicht sagt, riskiert eine schroffe Antwort zu bekommen: „Die tun wenigstens etwas.“

 

Der Kampf gegen irreguläre Migration

Für Deutschland und Europa ist es in vielerlei Hinsicht wichtig, dass Afrika zu mehr ökonomischer Stärke kommt – nicht nur, weil es sich um wichtige Absatzmärkte der Zukunft handelt. Es geht insbesondere auch um Energiepartnerschaften, um grünen Wasserstoff für die deutsche Industrie, die in absehbarer Zeit klimaneutral werden soll. Und: Da die Bevölkerung in Afrika weiter stark wachsen wird, ist mehr Wirtschaftswachstum auf dem Kontinent im Süden auf Dauer mit Abstand der beste Weg, um irreguläre Migration nach Europa abzuschwächen oder gar zu stoppen.

Eine große Wirtschaftskonferenz in Berlin – mit zahlreichen Präsidenten, aber auch Unternehmern aus Afrika – ist sicher nicht die Lösung aller Probleme. Aber sie ist ein wichtiges Signal an die Länder Afrikas: Das neue Engagement Deutschlands für bessere Wirtschaftsbeziehungen ist ernst gemeint. Und: Der „Compact with Africa“ zeigt jedenfalls insoweit Wirkung als die teilnehmenden Länder wirtschaftlich stärker wachsen als andere.

Auf einem so fragilen Kontinent wie Afrika wird es fraglos immer wieder Rückschläge geben. Doch bessere Wirtschaftsbeziehungen nach Afrika sind zugleich auch ein Weg zu besseren politischen Beziehungen. Mehr Bündnispartner – oder aber zumindest mehr Länder, mit denen es eine gute Gesprächsgrundlage gibt –, das haben die Europäer in Zeiten einer immer stärker multilateralen Welt bitter nötig.