Lange hatte Cornelia Probst um ihren Standort gekämpft. Gegen die Windmühlen der Verwaltung war sie erfolgreich, doch ihre Gesundheit bremst sie nun aus: Probst muss mit ihrem Eiswägele kürzer treten. Was bedeutet das?

Es war der große Aufreger des vergangenen Frühjahrs gewesen. Die Sondernutzungsrichtlinie Innenstadt, oder vielmehr, deren Auslegung durch die Verwaltung, drohte die Karriere von Connys Eiswägele nach 45 Jahren zu beenden.

 

Viel Protest und die Unterstützung des Gemeinderats halfen. Foch nun hat es Cornelia Probst (62) mit jemandem zu tun bekommen, der sich nicht mit Briefen und Debatten umstimmen lässt. Ihr eigener Körper setzt ihr Grenzen. „Meine Gesundheit macht leider nicht mehr mit“, sagt sie. Nach einer Operation an der Wirbelsäule kann sie nicht mehr wie früher bis zu 16 Stunden lang am Tag in ihrem Eiswagen stehen. „Das schaffe ich nicht mehr“, sagt sie, „ich hatte im vergangenen Jahr einen solch tollen Rückhalt von meinen Kunden und ich möchte sie nicht enttäuschen. Aber es geht nicht mehr.“ Sie habe sich lange durchgekämpft, „aber jetzt macht mein Rücken nicht mehr mit“.

Wie geht es weiter?

An ihren Standort in der Stadtmitte wird sie nicht mehr zurückkommen. Ganz aufhören wird sie aber nicht. Ihren Firmenkunden will sie treu bleiben und zu Veranstaltungen wie am 5. Mai zum Europatag auf den Schlossplatz kommen. „Das sind drei, vier Stunden, das geht. Aber mehr halt leider nicht mehr.“ Sie hofft, dass sie nicht in Vergessenheit gerät, wenn sie nicht mehr ständig in der Stadt steht und ihr Eis feil bietet. „Ich habe noch fünf Jahre bis zur Rente“, und arg viel habe sie nicht beiseite legen können, „ich bin auf das Geld und meine Firmenkunden angewiesen, damit ich leben kann.“

Probsts Vater hatte aus Apulien Eisrezepte mitgebracht und betrieb in Cannstatt am Wilhelmsplatz einen Kiosk und verkaufte dort auch einige Sorten Eis. Per Eiswägele erweiterten sie die Kundschaft. 1998 übernahm Cornelia Probst das Eiswägele von ihrer Mutter. Mittlerweile gibt es Nummer due, also zwei, Nummer eins gab 2011 nach 33 Jahren treuer Dienste den Geist auf. In diesem Jahr musste sie auch umziehen. Als die Bagger wegen Stuttgart 21 anrückten, musste sie weg vom Hauptbahnhof in die Stadtmitte. „Das war ganz bitter am Anfang“, sagt sie, „ich habe 90 Prozent meines Umsatzes verloren: Mein Steuerberater hat gesagt: Das glaubt uns das Finanzamt nie.“

Streit um den Standort

Nach und nach holte sie die Kundschaft zurück. Im vorigen Jahr drohte dann das Aus. Denn von 2023 an sollte es in der Innenstadt keine „Sondernutzungserlaubnisse für öffentliche Verkaufsstände“ mehr geben. Sprich, sie sollte keine Genehmigung für ihr Eiswägele mehr bekommen. Der öffentliche Aufschrei war groß, und der Protest fruchtete. Die Kuh war vom Eis.

Doch nun macht der Rücken nicht mehr mit. Eines ist ihr aber wichtig: „Es ging bisher immer weiter. Und ich höre nicht auf!“ Wann immer sie zu einer Veranstaltung mit ihrem Eiswägele komme, werde sie es mitteilen. Ganz nach dem Motto des italienischen Humanisten Francesco Petrarca: „Ein ganz klein wenig Süßes kann viel Bitteres verschwinden machen.“