Am Wochenende ist erstmals ein Team des Kreisimpfzentrums zur Corona-Immunisierung in einem Pflegeheim unterwegs gewesen. Der Landrat hält aber dennoch weiterhin Hilfe aus Stuttgart für nötig.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Alfdorf - Es hat prima geklappt, alle haben mitgemacht, und bisher habe ich keine nennenswerten Klagen gehört.“ Annina Mödinger, die Hausdirektorin im Stiftungshof Haubenwasen, klingt zufrieden. Am Freitag und am Wochenende sind die ersten beim Waiblinger Kreisimpfzentrum angesiedelten und mit je einem Fahrer, einer medizinischen Fachkraft und einem Arzt besetzten mobilen Trupps in Sachen Corona-Immunisierung unterwegs gewesen.

 

Im Frühjahr gab es 14 Todesfälle

Im Seniorenheim der Evangelischen Heimstiftung im Alfdorfer Teilort Pfahlbronn wurden insgesamt 174 Impfungen vorgenommen. Nachdem man schon Ende des Jahres nach einer entsprechenden Aufforderung unverzüglich alle notwendigen Unterlagen eingereicht habe, sei man froh, nun an die Reihe gekommen zu sein, sagt Annina Mödinger. Denn auch an dem idyllisch am Rande des Schwäbischen Waldes gelegenen Seniorenheim ist die Corona-Pandemie nicht ungestreift vorbeigegangen. Im Frühjahr gab es dort 14 Todesfälle, die im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung standen. „Viele Bewohner und Mitarbeiter sind froh, dass es nun endlich losgegangen ist“, sagt Annina Mödinger.

Insgesamt sind, Stand Montag, im Rems-Murr-Kreis laut Angaben des Landratsamtes 2695 Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden. Allein 2216 davon wurden in Senioren- und Pflegeheimen von mobilen Impftrupps, die am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus angesiedelt sind, behandelt. Denn während die in Waiblingen verorteten Teams ihren Dienst erst am Freitag mit dem Start des Kreisimpfzentrums in der umfunktionierten Rundsporthalle aufgenommen haben, sind zwei mobile Trupps des Zentralen Impfzentrums Stuttgart bereits seit kurz nach Weihnachten unterwegs.

Appell an den Sozialminister

Ob sie über die Zweitimpfung in den bereits besuchten Einrichtungen hinaus weiter parallel tätig sein werden, ist allerdings noch offen – sehr zum Leidwesen des Landrats Richard Sigel. Er habe bereits im Januar an den Sozialminister Manne Lucha appelliert, die bevölkerungsreichen Landkreise stärker und dauerhaft mit den mobilen Teams der Zentralen Impfzentren zu unterstützen, sagt Sigel. „Wir haben leider noch keine Antwort erhalten.“

Bedarf gibt es nicht nur, weil es noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bis man mit den immerhin 68 im Rems-Murr-Kreis ansässigen Pflegeheimen durch sein wird. Denn zurzeit ist weniger das Impfpersonal das Problem, sondern vielmehr der Mangel an Impfstofflieferungen. Das Kreisimpfzentrum konnte deshalb verspätet und auch nur mit einem stark reduzierten Angebot loslegen. Statt bis zu 800 Impfungen täglich können zurzeit nur 585 pro Woche geleistet werden.

360 davon sind für die mobilen Teams reserviert, 45 hält sich der Kreis für seine am stärksten gefährdeten Klinikmitarbeiter zurück. Nur ein Bruchteil der insgesamt 2600 dort Beschäftigten kann zurzeit versorgt werden, denn eine eigentlich angedachte direkte Belieferung wurde vom Land wieder gestoppt. Bei den Pflegekräften und Ärzten, die tagtäglich Corona-Patienten versorgten und teilweise um das Leben dieser kämpften, sei die Enttäuschung darüber sehr groß, heißt es dazu aus dem Landratsamt.

Nur zwei Bewohner machen nicht mit

Wie hoch aber ist überhaupt die Bereitschaft, sich gegen Corona impfen zu lassen? Der Landrat kann das relativ verlässlich nur für die Mitarbeiter der Rems-Murr-Kliniken sagen: Dort habe je ein Drittel der Belegschaft eine klare Zu- beziehungsweise Absage signalisiert, ein Drittel sei noch unentschlossen. Im Alfdorfer Stiftungshof Haubenwasen hat sich zwischen Freitag und Sonntag etwas weniger als die Hälfte der rund 130-köpfigen Belegschaft einen Pieks setzen lassen. Von den Bewohnern hingegen haben bis auf zwei alle mitgemacht.

Die Hausleiterin Annina Mödinger hat sich selbst pieksen lassen, weil sie glaubt, dass dies die richtige Maßnahme ist, um der Pandemie Herr zu werden. Und sie hofft, dass die Impfungen für ihr Arbeitsumfeld noch einen weiteren Nebeneffekt haben könnten – nämlich, dass man etwas lockerer mit den verordneten vorsorglichen Testungen umgehen kann. Denn das für alle Pflegeheime vorgeschriebene Konzept stelle für alle Beteiligten einen erheblichen Kraftakt dar.