Alisha Hummel ist vor drei Jahren von Stuttgart nach Misano gezogen. Sie lebt in der Provinz Emilia-Romagna, die in Norditalien liegt. Die junge Mutter erzählt, wie sich das Leben in ihrer neuen Heimat durch das Coronavirus verändert hat.

Stuttgart - Italien hat sich zum Corona-Brennpunkt in Europa entwickelt. Die Regierung schließt Schulen und Universitäten. Theater und Kinos bleiben zu. 3100 Menschen sind mit dem Virus bisher infiziert, 107 gestorben. Alisha Hummel aus Misano hat ein Mittel gegen das neuartige Sars-CoV-2 gefunden. „Die beste Abwehr: Radio und Fernseher aus“, sagt die 35-Jährige. Vor drei Jahren ist sie aus Stuttgart in die 14.000-Einwohner-Stadt an der Adria gezogen. Der Liebe wegen. Mit ihrem Partner Filippo Tacchi hat die gebürtige Heilbronnerin vor sieben Monaten einen Sohn bekommen, Edoardo.

 

Misano gehört zur Provinz Emilia-Romagna in Norditalien und liegt in der Nähe der Party-Metropole Rimini, die ansässige Motorrad-Rennstrecke ist bei Motorsportlern weltbekannt. Alisha Hummel erzählt, wie sich durch das Coronavirus das Leben in ihrer neuen Heimat verändert hat.

Café an Regen-Tagen wie ausgestorben

„Bis vor zwei Wochen habe ich mich nicht mit dem Virus beschäftigt. Dann wurde der Kindergarten und die Schulen vor meiner Haustüre geschlossen, Veranstaltungen sind abgesagt.“ Ihr Freund arbeitet in einem Autohaus als Verkäufer, momentan kommen keine Kunden. Ihre Mütter-Freundinnen blieben zuhause, ihre Kinder würden nicht mehr im Kindergarten oder der Schule betreut. Hausärzte wurden vorsorglich in Quarantäne geschickt.

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Das Café, das sie jeden Tag mit Edoardo im Kinderwagen besucht, gleiche an regnerischen Tagen der Sahara-Wüste. Keine Menschenseele sei zu sehen. Vor einigen Tagen, erzählt Hummel, seien die Supermarkt-Parkplätze komplett voll, die Regale komplett leer gewesen. „Die Leute hamstern, decken sich mit Mehl, Mais in Dosen und Nudeln ein“, sagt die Auswanderin.

Kitsch in den Medien befeuert die Angst

Viele Bewohner in der Stadt – besonders älterer Menschen – seien aufgeschreckt. Im Fernsehen gebe es Corona-Berichte, die durch ihren Kitsch die Virus-Paranoia durchaus befeuern. Für die Menschen sei die wirkliche Gefahr schwer einzuschätzen, wenn in den Medien „das Drama so vorherrscht.“ Ihr Beispiel-Thema aus einem Beitrag: „Bekomme ich das Virus, wenn die Kaffeetasse nicht richtig ausgespült ist?“

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Und wie ist ihr Gefühl? Unwohl oder gar Angst? Ganz trocken antwortet die 35-Jährige: „Nein. Ich wasche mir die Hände und niese in die Armbeuge.“ Sie und ihre jungen Freunde würden trotzdem noch in Restaurants gehen. Ihr angstfrei Rezept hat sie bereits verraten. Das Fernsehen und das Radio bleibt bei allen aus. So ist Alisha Hummel unberührt von der Virus-Panik, die durch das Land grassiert. Die Mutter sagt: „Das Leben in meiner Stadt ist derzeit unglaublich entschleunigt.“ Ihr gefällt das.