Helga Rohr kann schon ihr Leben lang gut mit älteren Menschen. Im Haus im Sommerrain betreut sie Menschen mit Demenz und hat als eine der ersten zehn an einer neuen Schulung zum Wegbegleiter für Menschen mit Demenz teilgenommen.

Bad Cannstatt - Herzliches Händeschütteln hier, eine Umarmung da, ein freundliches Hallo dort. Wer mit Helga Rohr durch das DRK-Seniorenzentrum Haus im Sommerrain läuft, braucht Geduld. Die Cannstatterin ist dort bekannt wie ein bunter Hund und mindestens ebenso beliebt. Zunächst ehrenamtlich und inzwischen in Teilzeit betreut sie Menschen mit Demenz und hat als eine der zehn ersten an der Schulung „Wegbegleiter für Menschen mit Demenz“ teilgenommen.

 

„Ich habe sehr viel gelernt“, sagt Rohr. Obwohl sie bereits einige Erfahrung im Umgang mit demenzkranken Menschen hatte, sei selbst ihr zum Beispiel nicht klar gewesen, dass man sich einer dementen Person niemals von hinten, sondern stets von vorne nähern solle – alles, was sie nicht erblicken, kann den Erkrankten Angst einjagen. „Grundsätzlich muss man sich demenzkranken Menschen immer langsam nähern, um Vertrauen aufzubauen.“ Nicht zuletzt habe sie auch gute Ratschläge erhalten, wie sie noch besser auf demente Menschen zugehen und noch mehr aus ihnen herauskitzeln kann. „Geholfen hat mir vor allem, dass man während der vier Schulungsnachmittage allen Referenten Fragen stellen konnte“, findet Helga Rohr.

Eine Schulung hilft mehr als ein Buch oder das Internet

Dass sie intuitiv sowieso gut mit älteren Menschen kann, steckt tief in ihr drin: „Es war einfach schon immer so.“ Trotzdem wurde die Cannstatterin erst einmal Versicherungskauffrau und kam erst viel später zu ihrer eigentlichen Berufung: „Ich darf aus gesundheitlichen Gründen nicht länger als drei Stunden pro Tag arbeiten“, erzählt die Cannstatterin. Auf der faulen Haut zu liegen, kam für sie aber nie in Frage. Ganz spontan entschied sie sich deshalb vor einiger Zeit, an das bei ihr um die Ecke liegende Haus im Sommerrain eine Bewerbung zu schicken – als ehrenamtliche Helferin mit der Option, später dort auf Minijob-Basis zu arbeiten. „Ich wurde eingeladen und konnte sofort anfangen“, erzählt Rohr. Aus der erenamtlichen Tätigkeit wurde ein Praktikum, heute ist sie als Teilzeitkraft angestellt. „Ich arbeite immer abends, während die Pfleger die Bewohner zu Bett bringen.“ In dieser Zeit spricht sie mit den Menschen, organisiert einen Stammtisch-Abend, hilft den Bewohnern beim Essen oder feilt und lackiert auch mal die Nägel. „Ich versuche, den Menschen das Leben trotz Krankheit so schön wie möglich zu machen“, sagt Rohr.

Dafür brauche es ein dickes Fell und noch mehr Geduld: „Man fängt auch mal eine und darf das aber nie persönlich nehmen.“ Nichtsdestotrotz möchte sie ermutigen, sich ehrenamtlich zu engagieren: „Es kommt unglaublich viel Liebe, Dankbarkeit und Zuneigung zurück.“ Wichtig sei, gerade auch für Angehörige, die zuhause einen dementen Menschen pflegten, sich alle Hilfe zu holen, die man bekommen könne: „Eine Schulung mit Fragerunden und Gesprächen hilft mehr als ein Buch oder das Internet.“ Aber auch sie selbst wolle auch in Zukunft jede Möglichkeit zur Fortbildung wahrnehmen, die sie bekommen könne: „Man kann nie genug wissen“, sagt Helga Rohr.

Info
: Die nächste Schulung zum „Wegbegleiter für Menschen mit Demenz“ ist im Frühjahr. Informationen und Anmeldung im Internet unter www.wohnvielfalt.de.