Die Industrialisierung brachte für das ländlich geprägte Denkendorf große Umbrüche. An der Schwelle zu einer neuen Zeit entstehen Vereine und Gasthäuser, Elektrizität und Wasserleitungen halten Einzug.

Mit dem Beginn der Industrialisierung gingen ab den 1870er Jahren immer mehr Denkendorfer zur Arbeit in die Fabriken der umliegenden Städte. Schon zuvor hatten sich die Dorfbewohner kaum mehr von der Landwirtschaft ernähren können. Ursachen dafür waren unter anderem die württembergische Realteilung, die die Grundstücke immer weiter verkleinerte, wie auch Missernten. Die Bauern betrieben deshalb meist zusätzlich ein Handwerk. Mit der Industrialisierung und den Fabriken in Esslingen und Stuttgart taten sich neue Verdienstmöglichkeiten auf. „Durch die Fabriklöhne kam Geld und damit ein gewisser Wohlstand in den Ort“, erklärt Reinhard Mauz, der an einem Buch zur Situation Denkendorfs in der Zeit um 1900 arbeitet. Eine Grundlage bietet für ihn die „Sammlung volkstümlicher Überlieferungen“, in der der Lehrer Gustav Adolf Druffner das Leben in Denkendorf um die Jahrhundertwende beschreibt.